Fall gut gelöst

TRIER. Das "Vollplaybacktheater" bewegte mehr als nur die Lippen. Im ausverkauften "Forum" brachte es mit seiner Version von "Die drei ??? und das Gespensterschloss" die Lachmuskeln der Besucher in Wallung.

Irgendwie hat man sich "Die drei ???" anders vorgestellt. Die Detektive vom "Vollplaybacktheater" passen überhaupt nicht zu den Charakteren des Hörspiels. Justus Jonas (Thomas Hartung) hat zwar ein ausgestopftes Hemd, ist aber eigentlich sehr dünn, Peter Shaw (Käpt'n Supaknut) langhaarig und fast zwei Meter groß, und Bob Andrews (Britta Lemon) eine Frau. Zudem sehen alle aus, als hätten sie sich im Dunkeln angezogen. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass es sich bei dieser Bühnenversion von "Die drei ??? und das Gespensterschloss" um eine Parodie handelt. Die Detektive sollen für Alfred Hitchcock ein Schloss für einen Film suchen. Fündig geworden, stellen sie fest, dass mysteriöse Dinge in den alten Gemäuern ge- schehen. Der Vorbesitzer, ein Horrordarsteller in Stummfilmen, soll, ehe er ums Leben kam, das Schloss verflucht haben. Weil das Originalhörspiel nur kapp 50 Minuten dauert, hat das "VPT" das Stück gestreckt. Zum einen, indem es die Vorgeschichte des Schauspielers, die im Hörspiel nur kurz erwähnt wird, szenisch umsetzt, zum anderen mit zahlreichen Zitaten. "Hörst du die Geistermusik?" fragt Peter den Justus bei der ersten Ortsbegehung, und vom Band kommt "Hölle, Hölle, Hölle" von Wolfgang Petry. Gruselig. Als Peter die Echohalle testen will und pfeift, antwortet Klaus Meine (Scorpions) mit dem Intro von "Winds of Change". Da läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Das "VPT" bedient sich aber auch aus vielen Filmen und Serien wie "Ghostbusters", "Sesamstraße", "Sixth Sense" und "Nightmare on Elmstreet". Und weil das immer noch nicht genug ist, baut es eine Nebenhandlung mit "John Sinclair" ein. Zum Finale verschmelzen beide Plots. Man hätte allerdings auch gut darauf verzichten können. Erstaunlicherweise büßt das Hörspiel als Parodie nichts von seiner Spannung ein. Die komische Dimension, die neben den herrlichen Film- und Musikzitaten auf der Diskrepanz zwischen Gesprochenem und Dargestelltem beruht, bereichert das Stück sogar. "Schau, eine Taschenlampe", sagt Peter Shaw und kramt eine Deckenleuchte aus einem Beutel hervor. Der schönste Gag ist jedoch Justus vorbehalten. Während seine Kollegen unterwegs sind, schaltet er einen Kassettenrekorder ein und hört "TKKG". "Die drei ??? und das Gespen-sterschloss" vom "VPT"ist eine amüsante Adaption des Originals, das nie ins Lächerliche gezogen wird. Die Darsteller haben den Fall gut gelöst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort