Familienfest im Hof

TRIER. Rund 800 Gäste kamen zum Auftritt von Marla Glen auf der Sommerbühne des Trierer Exzellenzhauses. Der Trierische Volksfreund und SWR 3 präsentierten das Konzert.

Die Temperatur ist kaum auszuhalten. Die Bierstände im Hof des Trierer Exzellenzhauses sind völlig überlaufen. Einheizen muss die Vorgruppe von Marla Glen nicht, schwül-warm ist es ohnehin. So präsentiert die Trierer Formation "baugroup" ganz lässig ihr Repertoire, das aus Gitarrenrock und kleinen musikalischen Hommagen an die 70er Jahre besteht. Technisch routiniert sorgt sie für die Hintergrundmusik eines gemütlichen Familientreffens, denn die Atmosphäre unter den großen Bäumen der Ex-Haus-Sommer-Bühne lädt dazu ein, Freunde zu treffen und Smalltalk zu halten. Als Marla Glen auftritt, ist es mit dem Smalltalk jedoch vorbei - plötzlich gilt alle Aufmerksamkeit ihr. Mit 43 Jahren, nach Höhen und Tiefen, gibt sich die gebürtige Chicagoerin lässig und locker auf der Bühne. Marla Glen sucht die Nähe zum Publikum, singt Songs ihrer aktuellen CD "Friends" und auch ältere Stücke, darunter "Respect". Ein Song, der ihr am Herzen liegt. Sie setzt sich für Minderheiten ein, hat zum Beispiel eine Zone an der Bühne für die zahlreichen Rollstuhlfahrer reservieren lassen. Wie ein Derwisch wirbelt sie über die Bühne, tanzt, lacht, zieht Grimassen und ist vor allen Dingen sie selbst. Ihr Auftritt ist authentisch, nichts ist gekünstelt - das Publikum nimmt ihr ihre Botschaften ab. Und die haben Tiefgang. Ihre Song erzählen von die Tücken des Musikgeschäftes ("Mad") oder von Vertrauen ("Friends").Die Band musiziert wie ein Uhrwerk

Beeindruckend ist das Zusammenspiel von Band und Sängerin. Die neun-köpfige Formation - mit Bläsern und Backgroundgesang - musiziert präzise wie ein Uhrwerk. Im Background-Chor beweist besonders Jannet de Lara ihr Können mit kraftvoller Stimme. Die Band bereitet einen satten funkig-treibenden musikalischen Teppich für jene Stimme, auf die alle gewartet haben. Eine außergewöhnlich Stimme, die sich schwerlich als männlich oder weiblich einordnen lässt. Marla Glen schreit, flüstert, beschwört. Sie singt funkige Nummern ebenso wie Blues und spielt auf der Mundharmonika. Lange Schlagzeugsoli von Marco Bruckdorfer - technisch brillant - bereiten der sichtlich angestrengten Sängerin Erholungspausen. Glen kann den Raum, den ihr die Band bietet, allerdings nicht immer ganz füllen. Das mag einerseits an den auf eine Big Band zugeschnittenen Arrangements gelegen haben, zum anderen auch an den Temperaturen - und es bleibt dennoch verzeihbar. Schließlich bot sich ein überzeugendes Konzert, bei dem eines im Vordergrund stand: Menschlichkeit und der kurze Draht zum Publikum.

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