Familienkonzert im Trierer Jesuitenkolleg: Dornröschen sticht!

Trier · Märchenstimmung (fast nur) für Erwachsene bot das Open-Air-Klassik-um-Elf-Konzert. Nur wenige Kinder sind gekommen.

 Erzähler Norman Stehr mit Kapellmeister Wouter Padberg. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Erzähler Norman Stehr mit Kapellmeister Wouter Padberg. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: (g_kultur

Wenn die Trierer Philharmoniker zum Saisonabschluss in den Innenhof des Jesuitenkollegs laden, freut sich das Publikum. Die besondere Atmosphäre des Hofes bei strahlendem Sonnenschein ist am Sonntagmorgen um 11 Uhr ein schöner Rahmen dieses Familienkonzertes. Eigentlich hatte Tschaikowsky das Grimm'sche Märchen als Ballettmusik vertont, hier spielen die Blechbläser des philharmonischen Orchesters der Stadt Trier unter der Leitung des ersten Kapellmeisters, Wouter Padberg, eine Bearbeitung mit Erzähler (Norman Stehr).

Das soll auch die Kinder ansprechen, leider sind jedoch nur wenige im Publikum. Die Musik an sich ist natürlich auch für erwachsene Ohren schon ein Hochgenuss, besonders das strahlende Blech erzeugt eine fast feierliche Stimmung. Wouter Padberg, selbst Vater, ist der Spezialist für die Kinder-Konzerte und führt konzentriert und humorvoll lächelnd seine kleine Truppe. Er interagiert perfekt mit Norman Stehr, der sich als Schauspieler und vor allem als Musicaldarsteller im Trierer Ensemble schnell einen Namen gemacht hat. Ruhig und souverän sitzt er auf seinem Stuhl und trägt mit sonorer Stimme im prägnanten Takt abwechselnd mit den Musikpassagen den Märchentext vor. Kleine Gesten oder Blicke fesseln die Aufmerksamkeit des Publikums. Dornröschen sticht bei den Erwachsenen, die genaue Handlung hatte manch einer nicht mehr im Kopf, das ist dann auch ein Segen für zukünftige Generationen in Trier, deren Eltern und Großeltern nun märchentechnisch wieder auf dem neuesten Stand ist.

Die Musik ist ja sowieso großartig, die Blechbläser sind zum Ende einer erfolgreichen aber anstrengenden Orchester-Spielzeit nochmal in hervorragender Form und mit sichtbar viel Freude bei der Sache.

Es bleibt allerdings eine Frage:
Warum kann sich (heute?) kaum noch ein Kind für mehr als einige Minuten auf eine Märchenerzählung und die dazu passende Musik konzentrieren? Die wenigen anwesenden Nachkömmlinge ließen sich von der Musik und der Geschichte bannen, viele wendeten sich ab, wurden unruhig und standen letztendlich sogar von ihren Stühlen auf um sich in die Ecken des Hofes zu setzen? Liegt es nur an der Erziehung der Eltern oder auch am (Open Air-) Rahmen, der die Stimmung eher zerstreut anstatt sie zu konzentrieren? Die Kinder jedenfalls schienen öfter in den Himmel als aufs Orchester zu schauen.

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