Familientreffen zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Zwanzig Jahre nach seiner Erstauflage fand wieder ein "Gipfeltreffen" in der Tufa statt, ein Benefizkonzert von über 50 Musiker/innen für den Fortbestand des Proberaums Ludger-Kern-Haus, genannt "Bunker" (der TV berichtete). Über 300 Zuschauer erlebten beim langen Rock-, Jazz-, Blues-, Funk und Soulabend ein "Familientreffen" der alteingesessenen Trierer Musikszene mit großer Prise Nostalgie.

 Mit kräftiger Soulstimme begeisterte der Initiator des Gipfeltreffens in der Tufa, Stefan Becker (rechts), hier mit Thomas Desch (links) und Dany Schwickerath. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit kräftiger Soulstimme begeisterte der Initiator des Gipfeltreffens in der Tufa, Stefan Becker (rechts), hier mit Thomas Desch (links) und Dany Schwickerath. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Seit dem ersten Rockgipfel in der Tufa zugunsten der Initiative "Rettet den Viehmarkt" sind zwanzig Jahre vergangen, doch manches bleibt konstant, zum Beispiel die Kern-Ausgehzeit von 22 Uhr. So schien es, als hielte sich die Zahl der Zuschauer und Musiker die Waage, als das Gipfeltreffen 2008 um 20 Uhr von seinem Initiator Stefan Becker, Michael Kiessling, Initiator der Erstauflage und Gerd Senftleben, Betreuer der Bunkerbands, eröffnet wurde.

Doch andere Konstanten, die Lust auf gute Musik, ein Wiedertreffen mit alten Bekannten und Solidarität sorgten dafür, dass im Laufe des Abends dann doch mehr als 300 größtenteils reifere Semester in die Tufa strömten. Ihr Gewinn: Genuss von fünf Stunden qualitativ hochwertiger Musik vieler Stilrichtungen, die ohne kreative Keimzellen wie das Ludger-Kern-Haus weder hätte entstehen noch Bestand haben können. In von Moderator Axel Schweiss thematisch eingeführten Blocks gab es kraftvollen Gitarrenrock, Deutschrock, coolen Standard- und melodiösen Vokaljazz, akustischen und elektrischen Blues, sowie Soul und Funk unplugged zu hören. Musiker heizten ein, die seit Jahren zur Trierer Szenefamilie gehören, sich darüber hinaus einen Namen gemacht oder die Szenen anderer Städte erobert haben.

In Originalbesetzungen, neuen oder eigens für den Abend gegründeten Formationen traten unter anderen Michael Kiessling, James Marsh, Pezi Nels, Edith van den Heuvel, Stefan Becker, Dany Schwickerath, Musiker von Trouble no more, Timeless, Baugroup, Music Colors Orchestra oder Unplugged Gang auf. Emotionale Höhepunkte des auch dem Gedenken an die verstorbenen Musiker Joa Rother von Leyendecker Bloas und Ludger Kern von Blues Abroard gewidmeten Abends waren die Auftritte des Kern-Sohns Florian mit seiner Leipziger Bluesband "Flowzirkus" und der Kollegen seines Vaters von Blues Abroard. Florian, der als Kind den ersten Rockgipfel miterlebt hatte, zeigte sich mit kerniger Stimme und Akustikgitarre als hochtalentierter Träger des Bluesgens und bedankte sich für dieses Erbe posthum bei seinem Vater mit einem unter die Haut gehenden Lied: "You gave me life, you gave me sound...I was too young to understand". Dann trat die Band seines Vaters mit Florians Gitarrenidol Bernd Simon auf die Bühne und weckte mit fetzigem Blues Erinnerungen an früher, bevor schließlich Florian und Bernd gemeinsam in die Saiten griffen.

Ein schönes, stimmungsvolles Symbol für das, was dieser Rockgipfel-Abend war: Eine gelungene Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart und ein kraftvoller Beweis für die Lebendigkeit der Trierer Musikszene, die so nur bestehen kann, wenn es Infrastruktur für sie gibt.

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