Fassaden-Schau

TRIER. Der Fotograf Detlef Böhmer zeigt in der Galerie Palais Walderdorff in Trier, Domfreihof, Architekturfotos aus Italien.

"Kennst du das Land..?" Ja, klar, und das nicht erst seit diesem rheinland-pfälzischen Kultursommer. Allerdings: Nicht nur Zitronen blühen in den südlichen Gefilden der italienischen Halbinsel. Auch jede Menge Häuser stehen dort, deren Dächer auf Säulen "ruhen", wie eine andere Strophe des Liedes, aus der die berühmte Frage stammt, uns wissen lässt. Italien, das ist nun mal gebaute Kultur an jeder Ecke, nicht zuletzt in den mächtigen steinernen Palästen - italienisch "Palazzi". Von der Macht einflussreicher Familien künden die prachtvollen Bauten, deren unerschütterliche Ruhe und maßvolle Ordnung meist längst ihre Erbauer überdauert hat.Erhabene Paläste des Barock

Auch dem derzeit in Paris lebenden und arbeitenden Fotografen Detlef Böhmer haben es die Häuser, sprich "Palazzi", des alten Italiens angetan. In Florenz und Rom war der Architekturfotograf unterwegs zu den erhabenen Palästen der Renaissance und des Barocks. "Das überwältigt einen einfach", erklärt er den heiligen Schauer, der ihn seinerzeit angesichts der ehrwürdigen Strenge ihrer Fronten überkam. Als Schwarz-Weiß-Fotos hängt jetzt die Ausbeute seiner "Front"-Eindrücke in der Trierer Galerie Palais Walderdorff an der Wand. In schöner Regelmäßigkeit reiht der 1958 geborene Fotokünstler Fassade um Fassade zu einer scheinbar unendlichen Reihe von langgezogenen Rechtecken aneinander, die wiederum neue Rechtecke von Fenstern und Türen ordnen. Es ist, als ob Böhmers Fassaden- Fotos das Wort des Renaissance- Baumeisters Alberti bestätigen wollten: "Die ganze Kraft des Geistes, alle Kunst und Erfahrung im Bauwesen wird bei der Einteilung aufgewandt." Ausgesprochen feinsinnig, einem Aufriss gleichsetzt der gelernte Kartograf Böhmer die Architektur und den Fassadenrhythmus seiner Paläste ins Bild. Wie edle und alte Architekturstiche wirken die besten seiner Arbeiten. "Mag sein, dass die Ähnlichkeit mit den Aufrissen etwas mit meiner früheren Tätigkeit in der Kartografie zu tun hat", kommentiert der Künstler die auffallende grafische Qualität und die fehlende Tiefe seiner Arbeiten. Deren Abwesenheit macht den Reiz der Fotos aus. Einzig ein paar Unregelmäßigkeiten wie vorstehende Markisen oder scheinbar "unordentlich" zugeklappte Fensterläden signalisieren, dass es sich hier nicht um ein geometrisches Planspiel auf dem Reißbrett handelt, sondern um von Menschen bewohnte Quartiere. Mit der Geometrie hat es Böhmer in allen seinen Bildern. Das einzige nicht italienische Foto zeigt ein Viertel New Yorks als Ansammlung gestaffelter Kuben und Kegel, die sich um das Dreieck eines Himmels gruppieren. Bis 29. August, Di - Fr 11-13 Uhr u.14-17 Uhr, Sa, So, Feiertag 10-13 Uhr.

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