Fast eine Sensation

TRIER. Wenn junge Menschen mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Trier musizieren, sind die Ergebnisse in der Regel beachtlich. Beim diesjährigen Konzert gab es sogar eine kleine Sensation.

In künstlerischen Dingen ist bei Superlativen Vorsicht geboten. Nicht selten schon hat sich das vielversprechende Talent verloren, wenn Musik zum Beruf werden soll und die gnadenlose Auslese beginnt. Stars von morgen? István Dénes warnte im Matinee-Konzert des Philharmonischen Orchesters Trier mit jungen Solisten vor falschen Hoffnungen. Wie bewegend, wenn sich dann nicht nur Talente präsentieren, sondern auch junge Künstlerinnen mit reicherem Potenzial. Keine Frage: Vor der Leistung von den jungen Geigerinnen Anne Dostert, Sabine Willems und Charlotte Krämer ist die tiefe Verbeugung keine leere Geste. Bei Bach zeigten sie Talent und Nervenstärke dazu, und das Philharmonische Orchester begleitete unter István Dénes einfühlsam, ja liebevoll. Der Saxophonist Fabian Konz mit einem Konzert von Ronald Binge und Anna Braun mit einem Flötenkonzert von Franz Danzi: schöne, starke, saubere Töne, solides Können. Die Schlagzeuger Jörg Zeimetz und Max Klein mit einem ziemlich akademischen Concertino für Pauken, Schlagzeug und Streicher von Andrzej Panufnik: Zwei Profis, die nichts anbrennen lassen und ihren Part sicher nach Hause bringen. Das gehört in den Bereich hochrangiger Normalität. Zweimal war es anders. Hanna Notte spielt den heiklen Kopfsatz aus Mendelssohns e-Moll-Violinkonzert sauber und hochkultiviert, gibt der Kadenz deutliche Struktur. Und legt in das Seitenthema so viel Seele hinein, dass es ganz tief, ganz wunderbar berührt. Und vor der Pause das künstlerische Ereignis. Welch ein Klavierspiel! Julia Zurek mit dem Kopfsatz aus Chopins e-Moll-Klavierkonzert: Ein herrlich klarer, singender Ton, blitzblanke Passagen, feines Gespür für weit ausholende Kantilenen, sichere Korrespondenz mit dem Orchester. Chopin, rein, reif und ausdrucksvoll. Fast eine kleine Sensation. "Haben Sie Ihren Vertrag mit Sony schon?", fragte Musikdramaturg Peter Larsen in einem Anfall restloser Begeisterung. Aber solch hochfliegende Pläne verfolgt die 21-Jährige nicht. Zunächst will sie ihr Studium bei Thomas Duis und Fidele Antonicelli an der Musikhochschule Saarbrücken abschließen. Solistenkarriere? Welttourneen? Künstlerruhm? "Nein", sagt Julia Zurek bescheiden, "ich möchte einfach nur gut Musik machen."

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