Fast wie im Film

TRIER. Unter Kapellmeister Andreas Henning bot das Städtische Orchester im siebten Sinfoniekonzert Bewährtes aus der Klassik, ein virtuoses Trompetenkonzert der Moderne und russische Spätromantik.

Eine der wohl bekanntesten Ouvertüren Ludwig van Beethovens, diejenige zum Ballett "Die Geschöpfe des Prometheus", wollte als Auftakt-Feuerwerk nicht so recht zünden. Obwohl dem Charakter dieses Werkes entsprechend flott und zackig musiziert wurde, blieb der Gesamteindruck brav. Uneinigkeit herrschte streckenweise bei den Streichern. Erst der erweiterte Klangkörper des Orchesters in dem einsätzigen Trompetenkonzert des Armeniers Aleksandr Arutjunjan ließ Kapellmeister Andreas Henning zur Hochform auflaufen. Legatobögen der lyrischen Kantilenen wurden elegisch ausgebreitet, temperamentvolle Partien rhythmisch präzise angepackt. Henning modulierte hier einen sanften Streicherteppich, passte sich dort aber dem brillanten Solospiel Helmut Erbs an und führte Orchester und Solist zu einem nuancenreichen Dialog zusammen. Melodische Klangfülle des Orchesters wechselte sich mit tänzerischen Solo-Partien ab. Helmut Erb, kein unbekannter Trompeter im südwestdeutschen Raum, brachte lange Linien mit schönem Vibrato, erklomm aber sogleich wieder verblüffend virtuose Klangfiguren. Den Höhepunkt des Trompetenkonzerts, das zu den Klassikern seiner Sparte zählt, bildete ein langsamer Mittelteil, der fast an schmalzige Filmmusik erinnert. Orchester und Solist vermieden jedoch das Abrutschen in Kitsch und breiteten vorm inneren Auge des Zuhörers weite Ebenen aus. Das Unendliche der eurasischen Landschaft fand sich auch in Sergej Rachmaninows Sinfonie in e-Moll wieder. Hier vor allem im zweiten und dritten Satz, dessen Adagio von der Solo-Klarinette exemplarisch fein ausgesponnen wurde. Demgegenüber stand der fulminante Gesamtklang des Orchesters, das das Thema im ersten Satz wellenartig expressiv, aber minutiös ausdifferenzierte. Henning forderte hektische, ja fast gewaltsame Einsätze, die im ersten Satz nicht immer gelangen. Die Dramatik und drängende Ausdruckskraft des Werkes vermittelt der Dirigent im Allegro molto des zweiten Satzes im mitreißenden Marschthema und im Allegro vivace des letzten Satzes mit einem satten Cellosound, einem fast forcierten Streicherklang und einem knackigen Finalthema. Die Komplexität und den Farbenreichtum dieser mittleren der drei Sinfonien Rachmaninows vermittelten die Musiker an diesem Abend meisterhaft. Langer Applaus und Bravorufe im gut besetzten Theater.

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