Feinfühlige Psycho-Geschichte

TRIER. (DiL) Auch unter neuer Leitung sorgt das Theater Trier weiter dafür, dass das einheimische Publikum in den Genuss von Uraufführungen kommt. "Das Orangenmädchen" nach dem Buch von Jostein Gaarder wurde als Musical-Auftragsproduktion des Trierer Hauses vergeben. Am Sonntag ist die mit Spannung erwartete Premiere.

 Aufwändiges Bühnenbild: "Das Orangenmädchen".Foto: F. Vetter

Aufwändiges Bühnenbild: "Das Orangenmädchen".Foto: F. Vetter

Es ist eine von jenen Geschichten, die normalerweise nur in Büchern stehen: Als Star-Autor Jostein Gaarder ("Sophies Welt") auf Lesereise in Deutschland unterwegs war, sprach ihn in Hannover ein junger Mann an. Er wolle aus Gaarders Buch "Das Orangenmädchen" ein Musical machen, ob der Schriftsteller wohl etwas dagegen habe. Der norwegische Literat, spontanen Ideen offenbar zugeneigt, war einverstanden und kurze Zeit später hatte Christian Gundlach die Rechte - und Intendant Gerhard Weber, der Gundlachs Kinder-Musicals mehrfach im Landestheater Hannover aufgeführt hatte, einen großen Coup für sein erstes Trierer Amtsjahr. Gundlach schrieb das Libretto, Martin Lingnau, musikalischer Leiter beim legendären Kabarett-Theater "Schmidt's Tivoli" auf St. Pauli, bekam den Kompositionsauftrag. Heraus kam ein "Kammermusical", wie es der Dirigent der Uraufführung, Christoph Jung, formuliert. Keine opulenten Tanzszenen, keine üppigen Arrangements mit schluchzenden Geigen - Gaarders fein gesponnene Psycho-Geschichte würde auch schwerlich Lloyd-Webber-Klangkaskaden vertragen. Es geht um einen 15-jährigen Jungen, der ein Jahrzehnt nach dem Tod seines Vaters einen Brief findet, den der Sterbende für ihn geschrieben hat. Die Handlung verschnürt verschiedene Zeit- und Ortsebenen, eine anspruchsvolle Aufgabe für Regisseur Christoph Zapatka und seine Ausstatterin Ursula Wandaress. Mit Kristoffer Nowak als Sohn Georg und Sabine Brandauer als Mutter Veronika stellen sich zwei weitere "Neue" in ihrem Trier-Debüt vor. Cyrano- und Kontrabass-Star Michael Ophelders spielt den Vater, Sängerin Annette Johansson ist ebenso mit von der Partie wie das Orchester und der Opernchor. Besonderes Schmankerl: Zur Premiere am Sonntag, 19.30 Uhr kommen Jostein Gaarder und die Macher des Musicals selbst nach Trier. Vorstellungen: 7., 10., 12. und 17. Dezember; 5., 8., 12., 15., 30. Januar. Karten: 0651/7181818.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort