Festkonzert mit musikalischem Partner

Berlioz, Mozart und Strauss waren die Komponisten, die die Staatskapelle Weimar unter ihrem amerikanischen Chefdirigenten Carl St. Clair zum Besuch in die Partnerstadt mitgebracht hatte. Die unsicheren Wetterverhältnisse führten leider dazu, dass das Konzert vom Amphitheater in die Arena verlegt wurde.

 Festspielkonzert der Staatskapelle Weinmar: Das Trierer Publikum ist begeistert. TV-Foto: Ludwig Hoff

Festspielkonzert der Staatskapelle Weinmar: Das Trierer Publikum ist begeistert. TV-Foto: Ludwig Hoff

Trier. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Arena eignet sich in keiner Weise für klassische Konzerte. Der ursprünglich der Presse zugewiesene Platz stammte eindeutig aus der Schublade "stiefmütterlich" und ließ das Orchester so klingen, als spiele es hinter einer Wand in einem anderen Raum. Die leisesten Passagen waren überhaupt nicht zu hören. Schon in den 1970er-Jahren hatte man derartige Probleme etwa in der Hoechster Jahrhunderthalle mit einer zurückhaltenden, aber äußerst effektiven elektronischen Verstärkung überwunden. Zum Auftakt grüßte das Orchester der Klassikerstadt die Römerstadt mit der virtuosen Ouvertüre "Der römische Karneval" von Hector Berlioz. Sie kann als ein Musterbeispiel der Programmmusik gesehen werden. Impressionen vom Karneval in Rom werden auf die für Berlioz typische, oft exzentrische Weise klanglich umgesetzt. Das berühmte Adagio geht fast völlig unter

Die Staatskapelle Weimar zog alle Register ihres beachtlichen Könnens. Und GMD Carl St. Clair verstand es, die prall gefüllte Partitur überaus transparent erklingen zu lassen. Nach einem romantischen Stück ist ein Werk aus der Klassik immer gefährlich, erst recht, wenn es aus der Feder Mozarts stammt. Der Salzburger Meister "verzeiht" nichts, alles wird hörbar. Und so machte das späte Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622 unter anderem deutlich, dass St. Clair zwar kein ausgesprochener Mozart-Dirigent, wohl aber ein sehr zuverlässiger und behutsamer Begleiter ist. Selbst einem Orchester von der Qualität dieser Staatskapelle können ein paar Unebenheiten beim Zusammenspiel passieren. Zum Solisten Jan Doormann, seit 17 Jahren 1. Soloklarinettist der Weimarer, kann aufgrund der beschriebenen akustischen Unzulänglichkeiten ehrlicherweise nichts gesagt werden. Das zurecht berühmte Adagio ging fast völlig unter. Nach der Pause sorgten zwei mitfühlende Menschen für einen besseren Presseplatz. Was kann zur Tondichtung für großes Orchester "Ein Heldenleben" von Richard Strauss gesagt werden, was noch nicht gesagt worden ist? Adjektive wie "autobiografisch", "selbstverherrlichend" oder "egomanisch" scheinen zumindest insofern irreführend, als Programmmusik immer noch in erster Linie Musik ist und als solche wirken können muss. Und das tut "Ein Heldenleben". Strauss ist wie Berlioz ein Meister der effektvollen Instrumentierungskunst, und das kam dem Dirigenten und seinem Orchester sehr entgegen. Alle Instrumentengruppen leisteten Außergewöhnliches. Dass der Konzertmeister im Programmheft nicht namentlich genannt wurde, ist eine Unterlassungssünde. Ganz hervorragend sein extrem schwieriges Violinsolo im dritten Satz ("Des Helden Gefährtin"). Wieder gelang es Carl St. Clair, der dichten und oft dicken Partitur einen bewundernswert durchsichtigen Klang zu geben. Bravo-Rufe und begeisterter Applaus ließen den Weimarer GMD die Zugabe, einen "Ungarischen Tanz" von Johannes Brahms, seinem Trierer Kollegen István Dénes widmen. Eine wahrhaft partnerschaftliche und freundschaftliche Geste. -pf.

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