Feuer und Flamme für Luxemburg

Zehntausende Besucher genossen am Samstagabend im Luxemburger Stadtteil Grund ein Frühlingsfest der ganz besonderen Art. Ob Musik, Atmosphäre oder Organisation - es stimmte (fast) alles.

 Viel Feuer: Impression vom Frühlingsfest in Luxemburg im Innenhof der Abtei Neumünster. TV-Foto: Andreas Feichtner

Viel Feuer: Impression vom Frühlingsfest in Luxemburg im Innenhof der Abtei Neumünster. TV-Foto: Andreas Feichtner

Luxemburg. Eine Kulturhauptstadt setzt sich in Flammen. Zischt in tausend kleinen Feuerchen. Lodert, dass einen Zeitreisenden aus dem Mittelalter die schiere Angst packen würde. Luxemburg präsentiert sich mit einer Musik, die fremd ist und ganz nah. Kantig und kuschelig. Eine märchenhafte Atmosphäre in einer Stadt, die man sonst gern mit Glasfassaden-Banktürmen und Aktenkoffern assoziiert. Das hat sich am Tag nach dem Frühlingsfest in Luxemburg ins Gedächtnis gebrannt. So verwöhnt wird man selten.Aber von vorn. Wer beim Begriff "Frühlingsfest" im Kopf automatisch "…der Volksmusik" ergänzt und Fönwelle Silbereisen vor dem geistigen Auge rumspringen sieht, ist mit dem offiziellen französischen Namen "Fête de Printemps" besser bedient. Luxemburg hat bei sommerlichen Temperaturen den kulturellen Frühling ausgerufen. Und zwar spektakulär. Mit einem Gastgeber, der die Arme ganz weit geöffnet hat. So sind die stündlichen Shuttlebusse von Trier nach Luxemburg kostenlos, das Fest selbstverständlich auch. Einige hundert Trie rer nutzen den Shuttle-Service, auch wenn einige Busse ziemlich leer bleiben. Das Konzept: große Feuer-Installationen der renommierten Compagnie Carabosse. Dazu gut ein halbes Dutzend ausgezeichneter Livebands, jeweils mit einem ganz eigenen Stil. Und das alles im wohl idyllischsten Luxemburger Stadtteil Grund, der unterhalb der eigentlichen Stadt im Tal liegt. Märchenhaftes aus dem Tal der Bankmetropole

Dagegen sieht manches - sicher nicht so luxuriös finanzierte - Stadtfest diesseits der Sauer aber ganz alt aus. Kein bloßes Rumstolpern von Bierstand zu Bierstand mit dem unvermeidlichen, immergleichen Allerwelts-Nachgespiele des lokalen Rockbeamtentums. Auch in Luxemburg gibt es Coverversionen zu hören. Von Fanfarnaum etwa. Die Franzosen machen Jazz, eigentlich. Saxofone, Posaune, Tuba, Schlagzeug. Nicht unbedingt, was Kinder begeistert. Aber Fanfarnaum fangen selbst das junge Publikum.Ein Achtjähriger lacht über die Im-Kreis-Rumspring-Tänze der Band, die vom "Macarena"-Choreografen hätten stammen können. Kindern der 80er wird beim eingestreuten Knight-Rider-Leitmotiv wohlig warm ums Retro-Herz. Und Jazzer freuen sich, dass die Späße alle auf beachtlichem Niveau über die (Straßen-)Bühne gehen. Ein kleines Manko hat das große Fest: Es zieht teilweise zu viele Leute an. Vor allem im schmalen Bisserweg geht es zwischenzeitlich weder vorwärts noch rückwärts. Wer sich dann aber mit "pardon" und "Verzeihung" durch die Massen gezwängt hat, vorbei an Straßenmusikern und Flammenkünstlern, wird spätestens im Innenhof der Abtei Neumünster mit viel Platz und noch mehr Feuer entschädigt. Auch dort gibt es Coversongs. Allerdings wird das einigen nicht so bewusst gewesen sein: Die französische Band "Quelque Fiers Mongols" spielt ausschließlich Led-Zeppelin-Stücke - als Blaskapelle mit Jazzneigung, Posaune, Sax, Tuba. Und das in einem mongolischen Fell- und Mützen-Outfit.Das berühmte Gitarren-Intro von "Stairway to Heaven" übernimmt die Drehorgel. Schräg, verschroben, genial. Zumal sich die Abtei in ihrer ganzen Pracht zeigt.Überall hängen kleine Feuertöpfe. Es knistert, dezenter Ölgeruch liegt in der Luft. Feuerwerker schießen aus kanonenähnlichen Rohren meterhohe Flammen in den Nachthimmel. Eine traumhafte Atmosphäre.

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