Feuerwerk zum Finale

Es scheint, als wolle der scheidende Generalmusikdirektor István Dénes zum Ende seiner Trierer Amstzeit noch einmal demonstrieren, was die Stadt mit ihm verliert. Sein Konzertprogramm 2007/2008 weist Glanzstücke, Innovationen und Familienprogramme aus.

 Spielt zum Abschied Weber, Rosza und Bartok: Istvan Denes. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Spielt zum Abschied Weber, Rosza und Bartok: Istvan Denes. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. Wenn man ihn fragt, was er ab dem Sommer 2008 macht, zuckt István Dénes nur die Schultern. "Keine Ahnung", sagt er, und es klingt nicht, als hätte er die Karten für ein neues Spiel schon in der Hinterhand. Die Enttäuschung über seinen unsanften Abgang aus Trier sitzt tiefer, als er zugibt, und der 52-Jährige ist nicht der lockere Typ, der nach 13 Jahren an der Mosel mal eben zum nächsten Job weiterzieht.Stattdessen dreht er in seiner Abschieds-Saison noch einmal richtig auf. Nicht zuletzt als Dank an das Publikum und seine vielen Unterstützer. "Die spontanen Aktionen von der Uni und den Schulen, von Theater- und Konzertbesuchern bis hin zu Chören und Gesangvereinen haben mich persönlich bestärkt, aber auch die Ideen, die ich vertrete", sagt der Ungar. Sich am Ende, wie es manche geraten haben, noch einmal einzureihen in die Bewerberschar bei der Ausschreibung, das war aber mit seiner Selbstachtung denn doch nicht vereinbar. Obwohl er im Kulturausschuss immer noch viele Freunde hat - anders als im Stadtvorstand.Bei den Trierern bedanken will er sich in ganz besonderer Form: Durch eine "Treveris-Kantate", für die er Trier-Texte von Ausonius und Alkuin vertont hat. Am 27. Januar 2008 ist die Uraufführung in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin, die er - wie er nicht müde wird zu betonen - gerne als ständigen Konzert- und Orchestersaal für Trier aufgebaut hätte.Die Konzertsaison startet am 20. September 2007 mit einem außergewöhnlichen Ereignis im Rahmen der Kulturhauptstadt:Philharmoniker treffen "European Jazzstars"

Die Trierer Philharmoniker treffen beim ersten Sinfonie-Konzert auf die "European Jazzstars" um die Dozenten des Trierer Jazz-Workshops wie Uli Beckerhoff und Norma Winstone. Gemeinsam spielt man eigens geschaffene Arrangements des Londoner Komponisten Michael Gibbs. Am 21. September gastiert das um Klassik-Werke von Elgar und Grieg ergänzte Programm im Luxemburger Konservatorium.Am 13. Dezember gönnt sich Dénes dann eine große Opern-Gala mit Franz Grundheber. Neben Mozart- und Verdi-Arien gibt es das Finale des "Rosenkavalier", eine Reminiszenz an die erste Trierer Produktion des Dirigenten Mitte der 90er-Jahre zu Beginn der Ära Kindermann. "Eine tolle Zeit", schwärmt der Orchesterchef rückblickend. Die Sinfonie-Konzerte im Frühjahr 2008 überlässt er Kollegen: Am 28. Februar dirigiert Franz Brochhagen Wagner, Ravel, Glass und Schumann, am 20. März gastiert Oliver Weder mit Glück, Rachmaninoff (mit Pianistin Valentina Messa) und Sibelius. Und für den 24. April darf man sich auf ein Wiedersehen mit der früheren Ersten Trierer Kapellmeisterin Cosima Osthoff freuen, die am Gelsenkirchener Theater mächtig auf sich aufmerksam gemacht hat und inzwischen überregional für höhere Aufgaben gehandelt wird. Sie dirigiert Berlioz, Rota und Dvorak.Apropos höhere Aufgaben: Für den 3. Oktober sowie den 1. und 8. November hat man sich Konzert-Termine freigehalten. Dann dürften die Finalisten um die künftige Besetzung der Generalmusikdirektoren-Stelle zum Vordirigieren antreten. Der scheidende GMD hat für den 15. Mai 2008 sein Abschiedskonzert mit Weber, Rosza und Bartok anberaumt. Es sei denn, man würde seiner open-air-bewährten Leitung den Antikenfestspiel-"Nabucco" 2008 anvertrauen - was sicher eine schöne Geste wäre.Ein eigenes Abschiedsgeschenk hinterlässt Dénes mit der neuen Reihe "FamilyClassics", vier sonntäglichen Familienkonzerten, bei denen populäre Beethoven-Werke nebst Prokofjew, Chopin oder Smetana erklingen, vom Chef persönlich erläutert (28. Oktober, 25. November, 17. Februar, 27. April). Das Orchester-Angebot für die Schulen haben die Musiker in Eigeninitiative inzwischen auf stolze 12 Programme erweitert, zielgruppengerecht von der Kita bis zum Abi-Jahrgang. An niedrigschwelligen Angeboten fehlt es nicht. Eltern und Lehrer müssen sie nur annehmen.

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