Feurige Begeisterung, drängende Lebensfreude

Luxemburg. Ein ausverkauftes Haus, ein exzellentes Orchester mit einem ausgezeichneten Dirigenten und dazu ein Solist, der tatsächlich die Bezeichnung "Virtuose" verdient. Was will ein Konzertveranstalter mehr? Eine solche Sternstunde für Intendanz und Publikum gab es im Konservatorium in Luxemburg für die Echternacher Festspiele.

Im Programmheft der Echternacher Festspiele stand über Antonin Dvofiáks Sinfonie Nr. 8 zu lesen, das Werk fand bei den Fachkollegen des Komponisten keinen rechten Anklang. Mag schon sein. Diese Kollegen haben dann aber nicht die Interpretation von Bramwell Tovey und dem erstklassigen Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL) gehört. In nur 17 Tagen brachte Dvofiák sein Opus 88 zu Papier. Man könnte sagen, die Musik drängte sich aus ihm heraus. Genau so erklang das Werk im Luxemburger Konservatorium. Drängend, begeisternd, voller Lebensfreude. Eine Huldigung an Böhmen, seine Menschen und seine Kultur. Eine Huldigung an die Lebensfreude in ihrer einfachen, ursprünglichen Form, die sich ihre Bahn bricht. Ist es Zufall, dass es in England war, wo diese Sinfonie ihre ersten großen Erfolge erzielte und dass der Engländer Tovey sie in Luxemburg so überzeugend erklingen ließ? Schon vorher hatte Tovey mit Sir Arnold Bax' "Tintagel", der musikalischen Visualisierung der Burg des sagenhaften König Arturs überzeugen können. Düster und bedrohlich zeigte er dem Publikum im nahezu ausverkauften Haus die Klippenlandschaft Cornwalls, zeichnete ein Bild, das so recht in die Vorstellungen des düsteren Mittelalters passte. Mag sein, dass man auch diesem Werk nicht unbedingt den größten intellektuellen Tiefgang bescheinigen muss. Tovey schaffte es auf jeden Fall, dass man dem OPL gespannt zuhörte.Wenig Platz für Ruhe und Beschaulichkeit

Mittelpunkt des Konzertes war natürlich das Klavierkonzert Nr. 1 in b-moll von Peter Tschaikowsky mit einem überaus virtuosen, stellenweise, aber leider viel zu selten, auch etwas lyrischem Grigory Sokolov am Flügel. Sokolov raste über die Tasten, unterstrich die Bedeutung des Opus 23 als Paradestück für alle Tastenlöwen. Vorgegebene Tempi des Orchesters interessierten ihn nur mittelbar. Grigory Sokolovs unmittelbares Interesse lag in seinen persönlichen Empfindungen, in denen es nur sehr wenig Platz für Ruhe und Beschaulichkeit gab. Atemlos konnte man nur zuhören und auch zuschauen, wie Sokolov über die Klaviatur fegte, mit Leidenschaft die Klänge aus dem Flügel hämmerte. Stehende, nicht enden wollende Ovationen umjubelten einen Pianisten, der vor allem die Bezeichnung des dritten Satzes, Allegro con fuoco, mit feuriger Begeisterung umgesetzt hatte.

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