Filigrane Philosophie

Es war nicht ausverkauft, das dritte Sinfoniekonzert im Trie rer Stadttheater. Dabei hatten Generalmusikdirektor Victor Puhl, die Trierer Philharmoniker und der Cellist Ithay Khen eine Vorstellung vorbereitet, die zu einem großen philharmonischen Abend werden sollte.

Trier. Das erste Werk in einem Sinfoniekonzert ist nicht selten das problematischste. Häufig wird etwas Modernes gewählt, bevor dann ein großes Solokonzert präsentiert wird, und nach der Pause der Abend mit einer glanzvollen Sinfonie sein Finale findet. Das dritte Konzert der Trierer Philharmoniker war - zumindest auf den ersten Blick - auch nach diesem Schema aufgebaut, auch wenn das erste Werk des Abends nicht in die Rubrik "Pflichtmoderne" gehörte, sondern eine tiefe Verneigung vor dem französischen Meister Olivier Messiaen war, dessen 100. Geburtstag die Musikwelt im Dezember feiert.

Mit "Les Offrandes oubliées" (Die vergessenen Opfergaben) hatte Generalmusikdirektor Victor Puhl das sinfonische Debütwerk Messiaens aus dem Jahr 1930 auf das Programm gesetzt, eine dreisätzige Meditation über ein selbst verfasstes Gedicht.

Khen glänzte bei Edward Elgars e-Moll-Konzert



Keine leichte Aufgabe, weder für die Musiker noch für das Publikum. Und genau hier, direkt am Beginn des Abend geschah das Faszinierende: Von der ersten Note dieser Betrachtungen über das Kreuz, die Sünde und die Eucharistie herrschte eine große Spannung im Saal, wurde das Publikum gepackt, mit hineingenommen in die musikalische Philosophie, die Puhl filigran ausleuchtete. Die Philharmoniker gingen hier voll und ganz mit, bildeten mit Puhl einen geschlossenen Organismus, der nur ein Ziel hatte: Einen komplexen Sachverhalt verständlich zu machen, ohne die Inhalte zu verwässern.

Nach diesem absolut gelungenen Auftakt war der Rest des Abends fast eine Kür. Antonin Dvoráks achte Sinfonie konnte glänzen, schweben, beschwingen. Ob Violinen oder Holzbläser, ob Blech oder die an diesem Abend recht häufig im Mittelpunkt stehenden tiefen Streicher, alle machten eine restlos gute Figur. Einen schwergewichtigen Anteil am Erfolg des ganzen Konzertes hatte natürlich auch der Cellist Ithay Khen, dem der Solopart in Edward Elgars e-Moll-Konzert anvertraut war. Oberflächlich betrachtet ist das Opus 85 kein Bravourstück, bei dem der Solist mit wilden Eskapaden begeistern kann. Man muss es trotz aller technischer Anforderungen eher als introvertiert ansehen, bei dem eine gewisse Melancholie immer die Oberhand behält. Khen traf genau diesen Punkt, spielte mit traumhaft elegischem Ton, hinterließ manchmal vom Gestus als auch von der Interpretation fast schon einen entrückten Eindruck. Puhl und die Philharmoniker schufen ihm eine sichere Plattform, von der aus er frei und souverän agieren konnte. Auch hier gewann man sehr schnell den Eindruck, dass die Komponenten Solist, Orchester und Dirigent eine geschlossene Einheit bildeten, die sich zusammen ganz in den Dienst der Musik stellten. Ein großer philharmonischer Abend im Trierer Stadttheater.

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