Freude am Fortissimo

TRIER. (mö) Beethoven gleicht der Eiger-Nordwand: manche Orchester besteigen sie selten ohne Absturz. Das Uni-Orchester wagte sich an die 7. Sinfonie und errang im Audimax einen Achtungserfolg.

Die Verlockungen an diesem Sommerabend waren vielfältig: Feste, sogar auf dem Universitätsgelände, Antikenfestspiele im Amphitheater, die Mosel Festwochen. Trotzdem zog es etliche hundert Musikfreunde ins Audimax der Trierer Universität. Die Fans lieben ihr Uni-Orchester. Und sie hatten allen Grund, dabei zu sein. Denn dieses Konzert war alles andere als ein Spaziergang. Selbstverständlich sind die Schwierigkeiten im "Schwan von Tuonela" und im "Andante Festivo" von Jean Sibelius nicht unüberwindlich. Aber mit der sinfonischen National-Dichtung "Finlandia" steht es anders. Und an Beethovens siebter Sinfonie haben sich schon manche Profis mit wechselndem Erfolg versucht. Im Vergleich dazu hielt sich das Uni-Orchester wacker. Selbstverständlich spielten da nicht die Philharmoniker aus Berlin und auch nicht die aus Trier. Aber im "Andante Festivo" zeigte sich der Streichersatz sauber und klangvoll, und im "Schwan von Tuonela" malten die Bläser mit an einer herben, nordischen Stimmung. Dass die "Finlandia" eher schwerfällig ablief - wen wundert's? Mit Beethovens Siebter lag die höchste Hürde ohnehin im zweiten Teil. Aber auch bei diesem Gipfelsturm blieben die Abstürze aus und etliche heikle Partien wie der hartnäckige, punktierte Rhythmus im Kopfsatz, das Fugato im zweiten, die Klangwechsel zwischen Streichern und Bläsern im dritten Satz gelangen weitgehend problemlos. Alexander Mayer steuerte das Schiff des Uni-Orchesters trotz einiger Schwankungen sicher durch die Stürme der Beethovenschen Sinfonik. Der Leiter der Trierer Universitätsmusik meidet die leeren Ausdrucksgesten. Sorgfältig und schlagtechnisch gekonnt bleibt er gleichermaßen nah an Partitur und an Interpreten, setzt deutlich Akzente, gibt pointiert Einsätze, markiert Rhythmen, dämpft übergroße Lautstärke, lässt dann wieder die Musik frei ablaufen. Und bringt für das Finale soviel Motivationskraft mit, dass es sich zum mitreißenden Höhepunkt entwickelt. Freude am Fortissimo. Und Begeisterung im Audimax.

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