Freunde, die sich verstehen

TRIER. (e.r.) Sie sind einfach Klasse. Jung, kraftvoll und mit geradezu ansteckender Spielfreude führte das "Tel-Aviv-Trio" im Barocksaal des Kurfürstlichen Palais in Trier vor, was lebendiges Musizieren heißt. Mit Bravour nahmen die drei Musikstudenten, die sich nach ihrer israelischen Heimatstadt nennen, die Hürden ihres schwierigen Programms. Jonathan Aner, Ira und Matan Givol schafften das Kunsttück. Sie präsentierten eine Klangwelt von großer Dichte und farbenfroher Sinnenvielfalt.Bewegendes Seelendrama

Dass es sich bei Beethovens Klaviertrio op. 97 um alles andere als ein junges Stück handelt, schreckte die jungen Musiker nicht. Cellist Ira Civol hatte sich gleich beim Eingangspizzicato von Haydns merkwürdigem Trio 28 in E-Dur in die Herzen der Zuhörer gezupft. Pianist Jonathan Aner hat es auch mit dem musikalischen Streiten. Was ihm beim Arbeiten noch gut gefällt: "Da kann man immer mit Freunden unterwegs sein". Dass mit dem "Tel-Aviv-Trio" Freunde unterwegs sind, die sich auch wortlos verstehen, war gerade im Haydn Trio zu spüren. Das Werk mit dem merkwürdigen zweiten Satz einte das Ensemble zu einer weit hinausweisenden Komposition, durch deren Klarheit Klassik und sogar impressionistische Helle leuchtete. Zum bewegenden Seelendrama geriet Jonathan Kerens "Mein Freund ist weiß und rot". Das beklemmende Stück des israelischen Komponisten erinnert gleichermaßen an die Holocaustopfer wie an die Rettung von Juden durch ihre dänischen Mitbürger im Zweiten Weltkrieg. Mit Begeisterung folgte das Publikum den jungen Musikern. Angesteckt von soviel Spielfreude, stürmten die Zuhörer sozusagen die Barrikaden des guten Tons und applaudierten spontan ungeachtet der Sätze.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort