Frisch und reif

Bernkastel-Kues. (gkl) Ganz dem Schaffen von Franz Schubert war das abschließende Konzert der Serie "Junge Auslesen" der Mosel Festwochen gewidmet. Mit dem jungen Israeli Amir Katz hatte das Festival einen großartigen Interpreten dieser Musik verpflichtet.

Als vollen Erfolg können die Mosel Festwochen auch in diesem Jahr ihre kleine, aber feine Konzertserie mit jungen Pianisten verbuchen. Mit "Junge Auslesen" war die Serie überschrieben und hätte gerade in einer Weingegend keinen besseren Titel finden können. Insbesondere beim letzten Recital mit dem israelischen Pianisten Amir Katz hatte man es tatsächlich mit einem Künstler zu tun, dessen Fähigkeiten noch eine gewisse Portion jugendlicher Frische besitzt, der gleichzeitig aber schon überaus gehaltvoll, reif und ausgewogen ist. Eine Enttäuschung war Katz nur für die Besucher seines Konzertes, die sich ganz speziell auf die angekündigten Werke gefreut hatten. Katz blieb zwar dem Komponisten Franz Schubert treu, spielte aber statt der Sonaten D 784, D 959 und D 960 die große a-Moll -Sonate D 845 und die c-moll- Sonate D 958. Verständlich, hat er diese beiden Werke doch in der letzten Woche für das Label Sony Classics auf CD eingespielt. Schubert ist für Katz der Inbegriff der Klaviermusik. Mit fast schon chirurgischer Präzision ging Katz die beiden großen Sonaten an, legte die Inhalte offen, ließ durch seine fast schon barocke, überaus polyphone Interpretation aufhorchen. Ein Schubert, so ganz anders, als man ihn gewohnt ist. Sowohl in der a-Moll Sonate als auch im Spätwerk in c-Moll schält Katz die Einzelheiten frei, ohne jedoch das Gesamte aus dem Blick zu verlieren, gestaltet mit einem verzaubernden Pianissimo, betont mit einem überaus kultivierten, raumgreifenden Fortissimo. Dass der 32-jährige Pianist technisch eine makellose Vorstellung gab, braucht man eigentlich nicht zu erwähnen. Für den langen, intensiven Applaus bedankte er sich mit zwei Zugaben. Von wem? Schubert natürlich.

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