Frostige Verhältnisse

LUXEMBURG. (DiL) Das Kapuzinertheater zeigt zurzeit in Koproduktion mit dem Theater Trier das Stück "Unter Eis" des zeitgenössischen Autors Falk Richter. Die beinharte, bisweilen zynische Auseinandersetzung mit den Konsequenzen des Neoliberalismus für den arbeitenden Menschen kommt im März nach Trier.

Paul Niemand arbeitet bei einem Großunternehmen, offenbar im mittleren Management. Sein Erfolg lässt zu wünschen übrig, weshalb ihn zwei Personalberater mit Strategien zur Leistungsoptimierung traktieren. Feedbacks und Coachings, Effizienz-Strategie, Zeitmanagement, Selbsteinschätzung, Zielvorgaben: Alles, was moderne Personalführung zur bestmöglichen Ausbeutung des individuellen Leistungspotenzials aufzubieten hat, kommt zur Anwendung. Aber es funktioniert nicht mehr. Man hat Niemand zwecks Steigerung seiner Nutzbarkeit für das System auf die Suche nach sich selbst geschickt, aber er findet nichts mehr. Und so findet er auch nicht mehr zurück in die "World of economy". Richter spielt dabei virtuos mit der Phrasen-Sprache des Managements und kontrastiert sie mit der Poesie des unfreiwilligen Aussteigers, der beim "Stillstand ist Rückschritt"-Wahn nicht mehr mitkommt. Renate Ourths Inszenierung nimmt dieses Gegensatz auf und lässt ihn von drei exzellenten Darstellern buchstäblich verkörpern: Jean-Paul Maes als stets etwas fassungsloser Niemand, der seiner eigenen kindlichen Existenz (Joe Jakobi) begegnet. Frédéric Frénay und Alexander Ourth als Prototypen des aggressiven, ebenso selbstbewussten wie -gerechten Top-Managements, die freilich am Ende selbst Opfer ihrer absurden Ansprüche werden. Jeanny Kratochwil hat dafür eine Bühne gebaut, die trotz der Rundum-Verspiegelung fast klaustrophobisch wirkt. Inwieweit die Ausstattung in das weitaus kleinere Trierer Studio passt, wird sich spätestens bei der Premiere am 13. März zeigen - dann allerdings ohne das Fragment "Im Ausnahmezustand", das in Luxemburg ergänzend aufgeführt wird. In der Banken- und Versicherungskonzern-Metropole Luxemburg scheint sich das Interesse am Thema erstaunlicherweise sehr in Grenzen zu halten. Das Kapuzinertheater war nur spärlich gefüllt. Vielleicht hat das Stück in Trier mehr Glück - verdient wär's. Vorstellungen im Kapuzinertheater am 6. und 10. Februar. Karten: 00352/4708951

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