Füße zählen reicht nicht

MAINZ. (er) Den rheinland-pfälzischen Landesmuseen gehen die Besucher aus. Anders als im bundesweiten Trend sind in den drei landeseigenen Museen in Trier, Mainz und Koblenz die Besucherzahlen seit 1996 rückläufig. Dem soll ein neues Bezuschussungsmodell entgegenwirken.

Im Verteilungskampf um die eine Million Euro Landesmittel, dieaus dem Gesamtetat von neun Millionen für die staatlichen Museenals freie Verfügungsmasse bereitstehen, hat künftig die Nasevorn, wer die höchsten Besucherzahlen, die meistenSponsorengelder und die größte Zahl Publikationen nachweisenkann. Am meisten sind der Landesregierung dabei die Besucherwert. Allein 50 Prozent der Million sind im neuen"Mittelverteilermodell", das mit dem Nachtragshaushalt 2003eingeführt wird, zur Be- lohnung für ansteigende Besucherzahlenvorgesehen. Je 25 Prozent dienen der Honorierung hauseigenerPublikationen und der Einwerbung von Spenden und Sponsorengeldernsowie der Grundförderung der Landesmuseen. Übernommen (und in der Begrifflichkeit angepasst) wurde das Modell aus der Hochschulförderung. Dass beim Run auf die staatlichen Fördergelder und im Kampf um die Publikumsgunst inhaltliche Qualität auf der Strecke bleiben könnte, weist Härtel zurück. Um in den Ge- nuss der Erfolgsförderung zu kommen soll es auch künftig nicht genügen, Füße zu zählen. Qualitätskontrolle stehe unverändert oben an. "Es geht auf keinen Fall um vordergründige Effekthascherei." Überhaupt hält der Kulturpolitiker die Erhöhung der Attraktivität der landeseigenen Museen für eine geradezu staatstragende Aufgabe: "Der Bildungsauftrag der Landesmuseen wird immer dringender."

Auf der anderen Seite reichten bislang die Anstrengungen nicht aus, um genügend Besucher in die Landesmuseen zu locken. Die hatten sich noch bis vor kurzem vorwiegend als wissenschaftliche Institute verstanden, die in erster Linie sammelten und bewahrten. Das allein kann hinfort nicht ausreichen: "Wir werden zunehmend zu einem Dienstleistungsbetrieb", bestätigt Direktorin Fihle vom Mainzer Landesmuseum. Und was die wissenschaftliche Arbeit angeht: "Da ist die Kooperation zwischen Museen und Hochschulen noch nicht ausgeschöpft", so Härtel. Die Mainzer Kulturpolitiker wollen jedenfalls über das neue Verteilermodell Museen und Landeskinder zu ihrem Glück zwingen. "Wir wollen den Rheinland-Pfälzern mehr Gelegenheit geben, die Schätze in ihren Museen zu erleben", so Härtel. Die sind tatsächlich an (teilweise einzigartigen) Schätzen reich, wie allein in Trier zu sehen ist.

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