Funkelnde Edelsteine der Kammermusik

ECHTERNACH. Die Liste der Interpreten des Festivals in Echternach liest sich teilweise wie ein "who is who" der klassischen Musik.

Zum Auftakt des Echternacher Festivals war die japanische Geigerin Midori zusammen mit dem amerikanischen Pianisten Robert McDonald zu hören. In diesem Jahr setzt das Festival International Echternach mehr denn je auf die großen, die ganz großen Namen der klassischen Musikszene. Dreimal allein noch in diesem Monat werden mit Alfred Brendel, Martha Argerich und Evgeny Kissin weltberühmte Pianisten die Echternacher Gästeliste zieren. Den Anfang machte jedoch eine Geigerin. Midori, 1971 im japanischen Osaka geboren, eroberte sich seit ihrer Entdeckung durch Zubin Mehta die Herzen der Musikfreunde auf dem gesamten Globus. Es ist nicht respektlos, wenn man bei dieser Künstlerin von einer Powerfrau spricht. So hat sie, neben ihrer vielfältigen Jugendarbeit, ihrer Professur in Manhattan und als Inhaberin des berühmten Heifetz-Lehrstuhles allein in der Konzertsaison 2004/2005 rund 90 Konzerte gegeben. Bei solch einer Aktivität stellt sich natürlich die Frage, ob da wirklich noch viel Inhalt in dem sein kann, was sie ihrem Publikum anbietet. Das Recital in der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter und Paul belegte, dass man hier keine Befürchtungen haben muss. Vier Werke standen auf dem Programm, mit dem Midori mit ihrem Partner, dem amerikanischen Pianisten Robert McDonald begeistern wollte, und mit jedem einzelnen gelang dies dem Duo auch. Am Anfang war es Franz Schuberts relativ schlichte D-Dur Sonate, D 384, am Ende war es die Sonate Nr. 7 in c-Moll, Opus 30 Nr. 2, von Ludwig van Beethoven, mit der die beiden Künstler das Publikum zum Jubeln brachten. Dazwischen hatten sie die Sonate Nr. 1 in f-Moll von Sergej Prokofjew und die im Umfang sehr bescheidene, in der Wirkung aber umso beeindruckendere Fantasie Opus 47 von Arnold Schönberg gesetzt.Größter Eindruck mit Prokofjews Sonate

Jedes Werk für sich war in der Interpretation von Midori und McDonald ein Edelstein der Kammermusik, der den Kirchenraum mit seinem glanzvollen Funkeln erfüllte. Zwei Musiker auf allerhöchstem Niveau hauchten den Kompositionen ein betörendes Leben ein. Den allergrößten Eindruck aber hinterließ zweifelsohne Prokofjews Sonate, bei der man fast meinen konnte, sie sei explizit für dieses Duo geschrieben worden. Absolute Einigkeit zwischen den Interpreten prägte das Erleben dieser Musik. Die über weite Strecken schier unglaubliche Virtuosität wurde im dritten Satz von der Zärtlichkeit, der liebevollen lyrischen Wärme, mit der Midori und McDonald sich dem Werk näherten, übertroffen. Anrührend ist wohl die beste Umschreibung für das, was sich hier den Zuhörern in Echternach bot: Ein geradezu herausragender Abend.

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