Ganz modern in alten Mauern

BITBURG. Denkmäler müssen genutzt und dafür verändert werden. 25 Objekte in der Großregion wurden jetzt für ihre behutsame Neugestaltung ausgezeichnet. Zwei davon stehen in der Trierer Region.

Marie-Luise Niewodniczanska steht ziemlich unauffällig zwischen den Stellwänden, die sich im Foyer in der Kreissparkasse Bitburg-Prüm fast verlieren. Dort hat sie eine Ausstellung aufgebaut, eine kleine Schau zu einem großen Thema: die Umnutzung historischer Gebäude. Was leer steht, das verfällt bekanntlich. Geschichte lässt sich nur erhalten, wenn man sie für die Gegenwart gewinnt.47 Objekte aus ganz Rheinland-Pfalz

Da setzt das Projekt "Denkmäler der Zukunft" an. Die interregionale Vereinigung "Ländlicher Raum-Umwelt-Entwicklung" (R.E.D.), die seit 1980 aktiv ist, hat einen Wettbewerb ausgeschrieben. Er soll ökonomisch vorteilhafte und architektonisch einfühlsame Umbauten historischer Gebäude fördern. Die Aktion beschränkt sich auf Orte bis zu 3000 Einwohnern und auf Gebäude, die vor 1940 erbaut wurden. Die Umwidmungsprobleme in den Städten bleiben damit aus der Diskussion. Marie-Luise Niewodniczanska gehört in der R.E.D. zu den treibenden Kräften. Aus ganz Rheinland-Pfalz hat sie 47 Objekte benannt. Davon wählte eine regionale Jury unter Leitung von Gerhard Freising (Fachhochschule Trier) neun aus. Ein internationales Komitee benannte dann die Preisträger: je sechs aus Lothringen, Luxemburg und der Wallonie, sieben aus Rheinland-Pfalz. Zwei kommen aus der Trierer Region: das Holzmuseum in Morbach-Weiperath und die Kultur- und Marktscheune in Welschbillig. In Bitburg präsentieren sich die preisgekrönten Objekte nicht nur im Bild und im Katalog, der Besucher kann auchdie Baupläne studieren. So wurden aus Bauernhäusern Museen, aus Mühlen Kulturzentren. Hornbach im Konversionsgebiet Zweibrücken hat die Stiftskirche St. Fabian zum Zentrum für Feierlichkeiten und die Benediktinerabtei zum Hotel umgebaut und dafür gleich zwei Preise erhalten. Die Stadt Morbach hat an der Schule in Weiperath aus den Jahren 1844/45 alle späteren Bausünden getilgt und darin ein Holzmuseum eingerichtet. Und in Welschbillig steht jetzt im Ortskern neben der Burg, der Pfarrkirche und dem Gemeindehaus aus dem 16. Jahrhundert eine Kultur- und Marktscheune - kompromisslos modern und doch hervorragend integriert. Gute Ideen gibt es also genug. Trotzdem bleibt ein Problem. Bei den prämierten Umnutzungen führte ausnahmslos Vater Staat Regie. Private Investoren halten sich heraus, jedenfalls bei Projekten dieser Größenordnung und auf dem Land. Aber die "Denkmäler der Zukunft" werden nur durch private Beteiligung zum Selbstläufer. Was spricht beispielsweise gegen die vorsichtige Neugestaltung eines historischen Bahnhofs und dessen Umnutzung zum Gewerbebetrieb? Marie-Luise Niewodniczanska hat jedenfalls die Gelegenheit genutzt und Schautafeln mit zwei weiteren Umnutzungsprojekten aufgebaut: die Remise von Schloss Weilerbach und die Kapelle von Schloss Malberg, einst völlig verfallen, jetzt in einem ausgezeichneten Zustand. Nicht prämiert, aber doch sehr eindrucksvoll. Die Ausstellung ist zu den Schalterzeiten der Kreissparkasse Bitburg-Prüm in Bitburg (Mo. bis Fr. 8.30-16.30 Uhr) geöffnet und dauert bis 21. Januar.

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