Gauner in Stinkestrümpfen

Wenn Oma Geburtstag hat, ist das meist keine spannende Sache. Anders bei Kasperl und Seppel. Die legen sich bei dieser Gelegenheit mit "Räuber Hotzenplotz" an. Die Kasperlgeschichte von Otfried Preußler feierte im Theater Trier Premiere.

 Bereit für den nächsten Beutezug: Räuber Hotzenplotz (Hans-Peter Leu). TV-Foto: Friedemann Vetter

Bereit für den nächsten Beutezug: Räuber Hotzenplotz (Hans-Peter Leu). TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. So ein Räuber hat's schwer. Stark muss er sein, gefährlich, listenreich und mutig. Räuber Hotzenplotz ist nichts von alledem. Und die Kinder merken das sofort. Als er Kasperls Großmutter die Kaffeemühle stehlen will und etwas hilflos mit seiner Pistole vor ihr herumfuchtelt, schreit eine Kinderstimme ungeduldig: "Erschieße sie!". So kann's gehn. Indira Rautenberg inszeniert den "Hotzenplotz" stringent und ohne viele Schnörkel, was gut ist, denn lange stillsitzen kann das junge Publikum ohnehin nicht. Den Muff der nicht mehr ganz so jungen Geschichte hat sie gelüftet: Oma ist eine reife Frau der Generation 50 plus, Zauberer Petrosilius Zwackelmann ähnelt Harry Potters Professor Severus Snape und Kasperl und Seppel finden alles "Supi". Der Soundtrack von Sebastian Matz mit seinen fetzigen Rhythmen, das effiziente Bühnenbild von Wendelin Heisig und die Kostüme von Claudia Caséra tun das Übrige: Die Kinder toben vor Begeisterung. Darüber hinaus ist die Geschichte vom gierigen Räuber, der erst Omas Mühle und dann eine Kiste angeblichen Goldes mopst, ein Stück über Freundschaft, Mut und Schläue, ein Märchen, in dem das Gute über das Böse siegt und selbst Kinder der übermächtigen Welt der Erwachsenen ein Schnippchen schlagen können. Hans-Peter Leu spielt den trotteligen Banditen in Kaninchenfell-Weste und Tulpen-Hut mit einer guten Portion Selbstironie und einer Reminiszenz an Rumpelstilzchen. Angelika Schmid ist eine souveräne Großmutter, die ein großes Herz für ihre übermütigen Enkel hat: Jan Schuba als cleverer Kasperl mit roter Zipfelmütze und Fabian Joel Walter als einfältiger Seppel erobern die Herzen ihrer Zuschauer im Sturm. Stürmisch kommt auch Tim-Olrik Stöneberg daher, der sich als Zauberer Zwackelmann mit mächtig dröhnender Stimme und viel Hokuspokus behaupten muss, aber nicht halb so gefährlich wirkt wie er gerne sein möchte, und der letztendlich von der schönen Fee Amaryllis alias Barbara Ullmann bezwungen wird. Ende gut, alles gut. Besonders für den gemütlichen Polizisten Dimpflmoser (Heribert Schmitt), der Hotzenplotz endlich doch noch einsperren kann.Karten: 0651/7181818. Kinderstimmen Lea, 6 Jahre, aus München, zu Besuch beim Opa in Gusterath: Ich finde das Stück toll. Am besten war, als Räuber Hotzenplotz der Großmutter die Kaffeemühle geklaut hat. Lilian, 3 Jahre, aus Trier-Feyen: Es ist gruselig. Räuber Hotzenplotz gefällt mir und zur Musik kann man gut klatschen. Florian, 10 Jahre, aus Trier: Die coolen Sprüche von Kasperl und die Pfefferpistole von Räuber Hotzenplotz gefallen mir echt am besten. Patrick, 10 Jahre, aus Trier: Am besten finde ich die Musik und die vielen Lichtwechsel dazu. Außerdem ist der Kasperl klasse, weil er immer die Namen verwechselt.

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