Gediegenes Handwerk

Trier. (gkl) Wer beim Abschluss des diesjährigen Orgelzyklus in der Trierer Konstantinbasilika etwas Spektakuläres erwartet hatte, sah sich getäuscht. James O'Donnell, kirchenmusikalischer Chef der Westminster Abbey in London, beeindruckte mit solidem Handwerk.

O'Donnell war aber nicht nach Deutschland gekommen, um sein zahlreiches Publikum mit Pomp and Circumstance zu begeistern. Gediegene handwerkliche Arbeit sollte es sein, mit der er die Zuhörer von seinem Können überzeugte. Einen ersten Überraschungseffekt erzielte der Interpret mit einem Voluntary von Henry Purcell, dem großen englischen Komponisten des 17. Jahrhunderts. Purcells Orgelkompositionen genießen hierzulande kein all zu bedeutendes Ansehen, stehen eher in dem Ruf, etwas für die nicht so befähigten Organisten zu sein. Dem setzte O'Donnell sein Spiel entgegen, bei dem ein anspruchsvolles und vielschichtiges Werk erklang, reich an musikalischer Aussagekraft. Kaum ein deutscher Orgelkomponist genießt im britischen Königreich so viel Ansehen wie Felix Mendelssohn Bartholdy. In der Basilika fand sich dessen erste Sonate in f-Moll, Opus 65, auf dem Programm und füllte in erfrischender Weise den großen Raum. Der Solist erlag weder dem Versuch, Mendelssohn in eine romantische Ecke noch in einen barocken Gestus zu drängen. Er spürte dem individuellen, unverwechselbaren Komponisten nach, ließ seine Tonsprache schlicht und gerade dadurch beeindruckend wirken. Zudem spielte O'Donnell Olivier Messiaens "Dieu parmi nous" aus dem Zyklus "La Nativité du Seigneur", womit er das Publikum in eine ganz andere Tonwelt entführte. Bei aller Brillanz, mit der er Messiaen seine Referenz erwies, fiel es nicht leicht, ihm bei diesem stilistischen Umbruch zu folgen.

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