Gelenkige Purzelbäume

TRIER. (gkl) Das letzte Konzert der laufenden Saison der kammermusikalischen Vereinigung gestalteten Musiker des Ensembles Aureus. Angeführt vom Spiritus Rector des Ensembles, dem Klarinettisten Ib Hausmann, war mit dem Bratscher Roland Glassl und Michael Hauber am Klavier eine Formation im kurfürstlichen Palais zu Gast, deren Besetzung man nur sehr selten erleben kann.

Mittelpunkt des Programms bildete das so genannte "Kegelstatttrio" KV 498 von Wolfgang Amadeus Mozart, dem Urtyp dieser Besetzung. Von der Tonsprache her bildete es, obschon vorbildhaft interpretiert, eher einen Fremdkörper im Gesamtprogramm. Es wollte nicht so ganz zu den übrigen Komponisten Max Bruch, Darius Milhaud, Leonhard Bernstein und dem Finalisten Jean Françaix passen. Der erlebnisreiche Höhepunkt des Abends fand sich denn auch zweifelsfrei nach der Pause zunächst mit Bernsteins Sonate für Klarinette und Klavier. Überzeugend blickten Hausmann und Hauber in die kompositorische Kinderstube Bernsteins, wodurch der geistige Vater des Werkes, Paul Hindemith, aber auch Ausblicke etwa auf die "West Side Story" hörbar wurden. Als Trio riss das Ensemble sein Publikum mit Françaix‘ Komposition mit. Sie bestätigte die häufige Charakterisierung des Komponisten als musikalischen Harlekin, ein Zug, der von den Musikern nur allzu gerne aufgegriffen wurde. Mit unverhohlener Freude genossen sie jeden Purzelbaum, den ihnen der Notentext aufgab, wobei, um im Bild zu bleiben, die Gelenkigkeit von Hausmann und Hauber am meisten begeisterte. Glassl, obschon auch er ein souveränes Mitglied des Trios, ließ doch ein wenig an Beweglichkeit und ungezwungener Heiterkeit vermissen. Herzlicher und lang anhaltender Applaus, belohnt mit einer Zugabe, beendete einen eindrucksvollen Abend.

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