Gemalte Zauberstoffe

TRIER/SAARBURG. Gleich zwei Ausstellungen hat der Berliner Markus Weis in der Region. Seine Werke sind in Saarburg und Trier zu sehen.

 Vorhänge und Faltenwürfe als Stoff für opulente Träume und Mutmaßungen: Titelloses Gemälde von Markus Weis.Foto: Galerie Junge Kunst

Vorhänge und Faltenwürfe als Stoff für opulente Träume und Mutmaßungen: Titelloses Gemälde von Markus Weis.Foto: Galerie Junge Kunst

In Markus Weis Stoffen, Stühlen und Vorhängen ist viel Traum. Was sehen wir, was wir nicht sehen? Die Frage ist im Alltagsleben meist hinderlich. Sie ist etwas für Philosophen und Tiefenpsychologen und natürlich für Künstler. Das Sichtbare als Platzhalter für das Unsichtbare ist auch das Thema der beiden Ausstellungen, die derzeit als Gemeinschaftsprojekt von der Städtischen Galerie für Zeitgenössische Kunst in Saarburg und der Galerie Junge Kunst in Trier ausgerichtet werden. Zu sehen sind Arbeiten des Berliner Künstlers Markus Weis.Der gebürtige Koblenzer (Jahrgang 1965) hat in Arnheim, Giessen Rom und Perugia studiert. Herausgekommen ist dabei ein Maler, der ein Ästhet von hohen Graden ist - und ein Poet allemal. Seine Vorhänge, Stühle und Stoffe sind gemalte Lyrik. Wobei seine stillen Stühle und die Materialästhetik seiner Textilien fest in der Kunstgeschichte verankert sind.Viel ist auf diesen technisch sehr guten Bildern nicht zu sehen, aber alles dahinter. Kurzum: je weniger in Markus Weis Bildern greifbar ist, um so mehr Raum nimmt die Phantasie ein. Seit ewigen Zeiten sind in der Kunstgeschichte wie in der Literatur Vorhänge und Faltenwürfe ein Stoff für opulente Träume und reiche Mutmaßungen. Es drängt den Betrachter geradezu, den Vorhang zu lüften, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt.Auch Markus Weis treibt solches malerische Spiel mit vordergründiger Schärfe und phantastischer Unschärfe. Ein Vorhang läuft über die Leinwand, ein Stoff fällt altmeisterlich über eine Stuhllehne. Mehr ist nicht zu sehen. Zu wem gehören die verlassenen Dinge, fragt sich der Betrachter. Vielleicht zu einer Frau, vielleicht zu einer Liebesgeschichte. Und was würden die Vorhänge frei geben, wenn sie geöffnet wären? Zuweilen scheint ein schmaler Streifen Himmel das Rätsel nach dem verborgenen Hintergrund zu lösen. Aber auch das ist eine Täuschung. Und auch das Licht, das auf den Stoffen liegt und durch die Vorhänge leuchtet, schafft keine Klarheit; es verstärkt die phantastische Wirkung. Wäre das Geheimnis entdeckt, das Stück vollständig verstanden, wären sie uninteressant.Bis 20. Juli, Saarburg: di.-sa. 10.30 bis 12.30 u.14 bis 17 Uhr, so. 10 bis 17 Uhr; Junge Kunst Trier: fr. 17 bis 19 Uhr, sa. u. so. 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung, Tel: 0651/9763840.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort