Genese aus der Erstarrung

Vier Wochen hat die Trierer Künstlergruppe "ExisTanz" im Luxemburger Kulturhauptstadt-"Dance-Palace" an der zeitgenössischen Tanzperformance "DEW II" gefeilt. Das Ergebnis des kreativen Schaffensprozesses präsentierte das Ensemble nach der Werkstatt-Finissage nun auch in der Trierer Tuchfabrik.

 Tanz auf dem Rücken des Traums: Das Ensemble „ExisTanz“ entführt bei der Premiere der experimentellen Tanzperformance „DEW II“ in Welten jenseits von Zeit und Raum. TV-Foto: Cordula Fischer

Tanz auf dem Rücken des Traums: Das Ensemble „ExisTanz“ entführt bei der Premiere der experimentellen Tanzperformance „DEW II“ in Welten jenseits von Zeit und Raum. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. (cofi) Tanz ist kein eindimensionales Medium. Schon gar nicht, wenn andere Kunstformen wie Gesang, Skulptur, Klanginstallationen und Video-Projektionen (von Marinos Tattaris) generiert und zu neuen Bildern zusammengesetzt werden. Arabisches Märchen als Grundlage

Nachdem das Ensemble "ExisTanz" unter künstlerischer Leitung von Gudrun Körzel im vergangenen Jahr bereits die erste Auflage der Tanzperformance "DEW" kreierte, war die Weiterentwicklung nicht nur logische Folge, sondern eine Arbeit in Kooperation mit internationalen Künstlern, die den Blickwinkel auf experimentellen Tanz erweitert und ihn "für das Publikum erlebbar macht", erklärt Körzel.Grundlage für die strukturierte Tanz-Improvisation "DEW II" in der Choreografie von Erica Charalambous ist das arabische Märchen "Die Stadt der Steine", in dem ein gleichnamiger Dämon Menschen in Steine verwandelt. Symbolisiert wird dieses Thema zunächst im Bühnenbild aus pendelnden Steinskulpturen von Roland Michel. Reise zu den eigenen Ursprüngen

Die Tänzerinnen erwachen aus der Versteinerung, suchen nach Begegnung und Kommunikation, interagieren in abstrakten Bildern und projizierten Natur-Räumen, Wüste, Berge, Steine, Bäume - in der arabischen Tradition die Heimstatt von Geistern und Dämonen und in "DEW II" die Inszenierung der Korrelation von Mensch und Natur. Der intuitive Gesang von Christine Radünzel, archaische Klänge von Gong und Didgeridoo und zeitgenössische Musik begleiten die neun Tänzerinnen und deren Bewegungen, mal wirbelnd und sich windend, mal kraftvoll stampfend und dem laut fordernden Schrei nach Aufmerksamkeit, "Escucha me", folgend oder in gefühlvoller Nähe verschmelzend. Sie überschreiten die Grenzen der Realität, sie verlassen das Korsett von Raum und Zeit. Es ist die Macht der poetischen Bilder, die das Publikum auf eine Reise zu den Ursprüngen und zu sich selbst schickt, eine Reise, die in die Geheimnisse der Welt einweiht und die Zuschauer in deren Entdeckung entlässt.

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