Genuss für Auge und Ohr

Derzeit befindet sich das Israel Philharmonic Orchestra mit seinem Chefdirigenten Zubin Mehta auf Europatournee. Eine Station dabei war die ausverkaufte Philharmonie Luxemburg.

Luxemburg. Relativ gesehen ist das Israel Philharmonic Orchestra (IPO) ein noch junges Orchester, gemessen an den anderen großen Klangkörpern, die man weltweit kennt. In Amsterdam, Chicago oder Berlin stammen die Ensembles alle aus dem 19. Jahrhundert. Als sich 1936 in Tel Aviv das IPO gründete, konnten die Wiener schon fast ihr 100-Jähriges (1942) feiern. Selbst das Luxemburger OPL ist drei Jahre älter als das IPO. Das alles aber hat keinerlei Bedeutung, wenn man dieses Orchester in Aktion erlebt, wenn man es hören und sehen kann. In der Luxemburger Philharmonie gastierten die Musiker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Zubin Mehta, der vorletzten Station ihrer Europatournee. Mit einem guten Konzert ist es immer wie mit einem guten Essen: Das Auge genießt mit. Das, was man auf der Bühne im großen Saal der Philharmonie erleben durfte, war kein Orchester, das seine Pflicht erfüllt, seinen Job macht. Da saßen Musiker, die Freude hatten am Musizieren, durchgängig durch alle Register, vom ersten bis zum letzten Pult. Alle gaben ihr Bestes und das Ergebnis war einfach nur gewaltig. Man konnte baden in den Klängen.Auftakt mit Mozart-Sinfonie

Das Publikum wurde liebkost von den Piano-Passagen, auf sicheren Händen getragen vom Fortissimo, das sich bestimmt, aber nie brutal seine Bahn brach. Auf dem Programm standen neben dem Konzert für Flöte und großes Orchester des israelischen Komponisten Josef Bardanashvili zwei Schlüsselwerke der sinfonischen Literatur. Den Auftakt bildete die Sinfonie Nr. 41 in C-Dur, KV 551, von Wolfgang Amadeus Mozart, beschließen sollte den Abend, wenn man die Zugaben nicht mitrechnet, Antonin Dvoráks e-Moll Sinfonie, Opus 95. Ohne dass man es wagen könnte, an der Jupitersinfonie herumzumäkeln, stellte Dvoáks Neunte den einzigartigen und glänzenden Höhepunkt des Abends dar. Vielleicht sind es gerade die Israelis, die einen besonderen Sensus für die Interpretation eines Werkes haben, das musikalisch ein neues Land erschließen soll. Mit Mehta und seinen Musikern konnte man auf Entdeckungsreise gehen, konnte in eigentlich Altbekanntem Neues entdecken. Etwas wirklich Neues war das Flötenkonzert von Bardanashvili mit Yossi Arnheim als Solisten. Das Erste, was auffiel, war die für ein Solokonzert ungewöhnliche Besetzung des Orchesters mit großem Flügel und Cembalo, einem mächtigen Schlagwerkensemble und E-Gitarre. Arnheim hatte für dieses Konzert mit drei Querflöten unterschiedlicher Stimmlage zu agieren. Man musste dieses Opus, bei dem sowohl das Orchester als vor allem auch Arnheim technisch glänzen konnten, klanglich nicht unbedingt mögen, konnte ihm andererseits aber eine innere Geschlossenheit nicht absprechen. Ein fantastischer Abend in der ausverkauften Philharmonie.

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