Geständnisse

(T.R.) Ein wüster Film. Manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen, sich freuen oder ärgern soll. Mal tragisch, mal komisch, mal schräg und öfters auch etwas übertrieben kommt diese Geschichte daher. Außerdem: Was ist wahr, was erfunden? Die meisten Zuschauer lieben im Kino eher klare Verhältnisse. Pustekuchen! Das darf man hier nicht erwarten. Das geht schon mit den ersten Einstellungen los. Die Hauptfigur, Chuck Barris: Held oder Verlierer? Täter oder Opfer? Sollen wir ihn lieben, ihn bedauern oder gar hassen? Chuck Barris ist in den USA eine Fernseh-Legende. Erfand weltweit kopierte Formate wie "The Dating Game" (Vorläufer von "Herzblatt") oder die "Gong-Show", gehörte über Jahre zu den erfolgreichsten Fernseh-Produzenten und -Moderatoren. Mit einem Geständnis beginnt George Clooneys Regiedebüt: "Mein Name ist Charles Hirsch Barris. Ich habe Popsongs geschrieben. Ich war Fernsehproduzent. Ich habe den Äther mit schwachsinnigem Entertainment verpestet. Und außerdem habe ich 33 Menschen ermordet."Aha. Das kann ja heiter werden. Chuck Barris - der Mann mit den zwei Gesichtern. Da ist der Aufsteiger, der nach Anlaufschwierigkeiten plötzlich im Fernseh-Geschäft den richtigen Riecher beweist und kometenhaft aufsteigt. Und zur gleichen Zeit vom CIA als Spion engagiert wird - um Leute kalt zu machen. Mit seinen "Dating Game"-Kandidaten tourt er durch Europa, besucht das "sagenhafte Helsinki" oder das "romantische West-Berlin" - und legt nebenbei Menschen um. Doch irgendwann hält Barris das aufreibende Doppelleben nicht mehr aus, ist hin und her gerissen zwischen Penny (Drew Barrymore), der Frau, die ihn liebt, und der geheimnisvollen Patricia (Julia Roberts). Der smarte Chuck verliert immer mehr den Boden unter den Füßen.Nach der "unautorisierten Biographie" von Chuck Barris hat Charlie Kaufman das Drehbuch geschrieben. Alles da, was das Herz begehrt: Show und Glamour, Frauen, Sex und Thrill. Der Spielshow-Erfinder ist zugleich ein CIA-Killer - Sam Rockwell macht ganz schön was mit! Es gibt köstliche Szenen: Julia Roberts legt als "femme fatale" einen furiosen Auftritt hin, Drew Barrymore als Penny spielt groß auf. Regisseur Clooney wirft mit Versatzstücken nur so um sich. Will cool und schräg, dramatisch und kritisch, tragisch und witzig zugleich sein. Typische Fehler eines Regie-Erstlings? Zuviel gewollt? Clooney ist mutig, inszeniert aus dem Bauch heraus. Ein wüster Film. (Broadway, Trier)

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