Gladiatoren, Krimis und alte Telefone

Trier · Die erste Kulturbörse im Theater Trier hat selbst Kennern ins Gedächtnis gerufen, wie groß und abwechslungsreich das Kulturangebot der Region ist. Obwohl nur etwa 120 Besucher kamen, werten die Beteiligten die Börse als Erfolg.

Römer trifft auf Eifelkrimi: Verena Bernardy von der Kreisverwaltung in Daun informiert sich im Theaterfoyer über das Festival „Tatort Eifel". TV-Foto: F. Vetter

Römer trifft auf Eifelkrimi: Verena Bernardy von der Kreisverwaltung in Daun informiert sich im Theaterfoyer über das Festival „Tatort Eifel". TV-Foto: F. Vetter

Trier. Zwei Herren mit bunten Käppis sitzen in der Mitte des Theaterfoyers hinter einem Tisch voll älterer Telefone - aus orangefarbenem Plastik, aus Holz, mit Wählscheibe - und beobachten, wie ein halbnackter, aber sehr grimmig dreinschauender Gladiator mit seinem Schwert auf einen Holzstab einprügelt. Die beiden Herren sind vom Rundfunk- und Telefonmuseum Gerolstein. Und daran, dass sie im Foyer des Trie-rer Theaters auf einen halbnackten Gladiator treffen (der normalerweise Touristen die antike Geschichte Triers näher bringt), ist die erste Kulturbörse der Region schuld: Etwa 50 Kulturschaffende sind auf Einladung der Initiative Region Trier und der Industrie- und Handelskammer (IHK) nach Trier gekommen, um sich im Theater Hoteliers, Gastronomen, Touristikern oder Reiseveranstaltern zu präsentieren.
Wichtiges Forum


"Ich finde es ganz wichtig, dass man so ein Forum hat, in dem wir zeigen können: Wir sind tatsächlich eine Kulturregion, wir haben viel zu bieten", sagt Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals. Dass sich nur etwa 120 Besucher angemeldet haben, stört ihn nicht. Schließlich geht es bei der Börse auch darum, dass sich die Kulturakteure untereinander kennenlernen, sich austauschen, Gemeinsames planen oder Termine koordinieren.
"Ich bin begeistert, was für eine Vielfalt wir hier haben", sagt auch IHK-Chef Jan Glockauer. Und in der Tat dürfte so mancher Gast Überraschungen erleben. Denn neben den bekannten Größen der Region - wie dem gastgebenden Theater Trier, den Trierer Museen, der Arena, den Touristinfos der Region, dem Bitburger Haus Beda, der Tufa, dem Exhaus, dem Krimiland rings um Hillesheim, Festivals wie Lewens\' oder Tatort Eifel - haben sich auch kleinere, regionweit womöglich weniger Bekannte vorgestellt. Eine Dame im altrosafarbenen Biedermeierkleid wirbt für die im Mittelmoselmuseum zu erfahrende Welt des 18. und 19. Jahrhunderts. Andere wollen Besucher ins Haus der Ikonen nach Traben-Trarbach locken, in die Klüsserather Krippenausstellung, aufs nachgebaute Neumagener Römerweinschiff, in den Züscher Hammer, auf Moselschätze-Märkte, in das Hexenmuseum auf der Grimburg, das Feller Bergwerk oder sie wollen mit ihnen auf den Spuren der Eifelkrimis wandern gehen. Galerien aus Oberbillig und Schönecken sind ebenso da wie Märchenerzähler, ein Hunsrücker Barde und eine Puppenspielerin. "Die Börse ist super für mich", sagt Tillmann Otto, der kleine Gruppen Genussreisender auf individuell geplanten Tagestouren durch die Region führt - und auf der Börse neue Anregungen findet. Hiltrud und Wolfgang Pantenburg vom Trierer Hotel Petrisberg sammeln Informationen für ihre Gäste. Und Karl-Georg Freundt von der Burg Bollendorf ist gekommen, um Kontakte zu knüpfen. Plant er doch, seinen Burgkeller künftig für Kulturveranstaltungen zu nutzen.
"Man kommt sich hier näher", sagt Theaterintendant Gerhard Weber. Wenn alles klappt, war dies nur der Auftakt für eine Serie von Kulturbörsen, die so unterschiedliche Akteure wie Telefonmuseen und Gladiatoren mit Hoteliers zusammenbringt.Extra

Welch hohe Wertschöpfung Tourismusbetriebe dank besonderer kultureller Angebote erzielen können, lässt sich am Beispiel der Trierer Konstantin-Ausstellung 2007 darlegen. Eine Studie des Europäischen Tourismus-Instituts zeigte, dass 83 Prozent der Gäste von außerhalb der Region anreisten. Jeder zehnte der 800 000 Besucher kam sogar aus dem Ausland. Entsprechend hoch war die Zahl der Übernachtungen. Auf diese entfiel etwa die Hälfte der rund 40 Millionen Euro, die die Gäste über die fünf Ausstellungsmonate verteilt ausgaben. Rund 26 Prozent flossen für Verpflegung und Gastronomie, und mehr als zehn Prozent kamen dem Einzelhandel zugute. Positiv wirkte sich aus, dass der durchschnittliche Besucher einer kaufkräftigen Klientel angehörte, die mit fast 60 Euro pro Übernachtung deutlich mehr hinblätterte als der Durchschnittstourist. Die für 2016 geplante Nero-Ausstellung soll sich zu einem vergleichbaren Zugpferd entwickeln. Eine andere Studie, die die Industrie- und Handelskammer in Auftrag gegeben hat, zeigt, dass Besucher von Kultur-events für Eintritt, Beherbergung und Verpflegung durchschnittlich 47 Euro pro Tag ausgeben (Tagesgäste eingerechnet). kah

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