Gladiatorenkämpfe und Klamauk

"Blutiger Lorbeer" bricht alle Rekorde: Rund 6600 Menschen haben das Theaterstück im Trierer Amphitheater gesehen. Drei Vorstellungen waren bei bestem Wetter ausverkauft.

 Mit viel Geheul ziehen die Barbaren in die Schlacht. TV-Foto: Hans Krämer

Mit viel Geheul ziehen die Barbaren in die Schlacht. TV-Foto: Hans Krämer

Augusta Treverorum. Natürlich hätten vor 1700 Jahren die Menschen nicht nur auf einer Seite des Amphitheaters gesessen, auch nicht auf Sitzen aus weißem Plastik. Aber sonst? Noch nie war es so leicht, sich vorzustellen, wie es gewesen sein könnte - damals, als hier, genau hier in dieser Arena, tatsächlich Menschen um ihr Leben kämpften, damit sich das Volk daran ergötzte.Das Schauspiel um die Gladiatorenspiele zur Hochzeit Kaiser Konstantins macht die Zuschauer zu einem Teil des Geschehens - denn wie das Volk es damals tat, sitzen sie, dank einer neuen Tribüne, auf den Zuschauerrängen des Amphitheaters. Das lange Oval der Kampfarena, die imposante Kaiserloge, der Lichtschein aus einer gewaltigen Feuerschale: Leicht könnte hier die Grenze zwischen dem Jetzt und dem Damals verfließen. Doch das tut sie nicht, denn dazu ist "Blutiger Lorbeer" einfach zu lustig. "Das ist aber ein hübsches Amphitheater", sagt Fausta, die nach Trier gekommen ist, um Konstantin zu heiraten. "Danke, hat Opa wieder aufgebaut", antwortet ihr zukünftiger Stiefsohn Crispus. Nach Römersitte liegend, Träubchen essend, gewährt Crispus ihr einen Blick unter seine Toga. Während die beiden kurz darauf in den Gängen des Amphitheaters verschwinden, warnt der Sekretär Eusebius sie: "Wenn ihr da hinten in die Gänge kommt, kann leicht etwas passieren." Nach und nach trudeln die Hochzeitsgäste in Trier ein: Maximian, der Vater der Braut und Maxentius, sein Sohn. Für sie lässt Konstantin die Gladiatoren auftreten. Sie kämpfen mit Stöcken, Fäusten, Schwertern oder Netzen, bis einer unterliegt. "Den einen as futti, schlagt den annern uch noch freckt", ruft ein Zuschauer. Tatsächlich wird das Publikum später ein Mitspracherecht haben, wenn es um Leben und Tod geht.Die Anzüglichkeiten zwischen Fausta und Crispus sind jedoch nicht der Grund, warum die Familienfeier eskaliert. Der ist sehr viel komplexer. So komplex, dass es kaum möglich scheint, ihn zum Thema eines unterhaltsamen Schauspiels zu machen, denn es geht um die verworrenen Machtkämpfe im Rom des Jahres 307. Autor und Regisseur Alexander Etzel-Ragusa löst das Problem, indem er Eusebius vier Sklaven eine Lektion in römischer Staatskunde erteilen lässt. Dennoch bleibt es angesichts der zahlreichen Ober-, Unter- und Exkaiser, die sich um die Macht streiten, für den Zuschauer schwierig alles zu verstehen. Nachdem der Streit um die Macht - statt Maxentius wurde Konstantin zum Herrscher über das weströmische Reich ernannt - die Hochzeitsgesellschaft aus der Kaiserloge vertrieben hat, beginnt in der Arena die finale Schlacht. Mit wildem Geheul ziehen die barbarischen Franken gegen die Römer. Mann gegen Mann scheinen die Gladiatoren wirklich feste zuzuschlagen, bis kein Franke mehr steht. "Mors, mors, mors", brüllt das Publikum, während sich in den meist ausverkauften Vorstellungen tausende geöffnete Hände nach unten bewegen. Die Frankenfürsten sollen sterben. "Blutiger Lorbeer" ist ein amüsantes, aktionsgeladenes Schauspiel mit grandiosen Gladiatorenkämpfen. Ein Psychogramm des zwiespältigen Kaisers liefert es, anders als angekündigt, hingegen nicht. Die Komplexität der Geschichte, die auf Klamauk setzende Inszenierung und die starke Betonung der Gladiatorenkämpfe drängen die Figur Konstantins in den Hintergrund.

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