Glanzlichter, Herztöne

TRIER. Es mag Zufall sein. Aber erst nach einer Notfall bedingten Unterbrechung des Konzerts besann sich das "Fauré-Quartett" auf seine Qualitäten und brachte Faurés Weiträumigkeit und Schumanns euphorisches Pathos zum Klingen.

Vielleicht waren die Musiker noch zu jung für Mendelssohns jugendliches Klavierquartett Opus 1. Vielleicht bedarf es einer weise abwägenden Distanz, um dem Genius in dieser wunderbaren Musik Flügel zu verleihen. Beim "Fauré-Quartett" im Kurfürstlichen Palais mischten sich Elan und Zögern. Der Beginn: unbestimmt, fast unsicher. Wenn das Klavier die Thematik übernimmt und energisch in virtuoses Figurenwerk übergeht, dann klingen die Streicher forciert und trotzdem vage. Mendelssohns Musik wird stumpf. Die feinen Kombinationen aus liegenden Streicherklängen und brillanten Klavierfiguren, die ganz persönliche Klangsprache Mendelssohns, die Zwischentöne, die echte Lyrik des jungen Genies - sie gehen dabei unter. Aber Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola), Konstanin Heidrich (Cello) und Dirk Mommertz lösten sich aus dieser einseitigen, stellenweise sogar mechanisch wirkenden Ruhelosigkeit. Takt für Takt musizierten sie sich ins c-Moll-Klavierquartett von Gabriel Fauré hinein. Sie integrierten das Klavier, gaben den Streichern helle Klangkultur mit, machten das Scherzo zum geisterhaft huschenden Bravourstück. Beim langsamen Satz waren sie ganz da. Das sanfte Pathos, die hymnischen Höhepunkte, die weiträumige, ausschwingende Melodik und die originellen Klangmischungen - beim "Fauré-Quartett" waren sie in den besten Händen. Und das Finale, das stellenweise so in sich verloren klingt wie eine Traumerzählung, sie führten es bruchlos und ohne Überanstrengung zum Schluss-Höhepunkt. Nach der Pause Schumanns Klavierquartett op. 47. Die Hochstimmung dieser Komposition war da und viele Nuancen klangen auf. Wie bewegend, wenn die Streicher das Choralzitat im Kopfsatz mit Bedacht, zart, fast schmal intonieren! Wie herrlich liednah und persönlich gerät der Tonfall in den Trio-Abschnitten des Scherzos! Das lyrischen "Andante cantabile" singen die Streicher förmlich aus. Freilich gefährdete die atemlose Brillanz des hervorragenden Pianisten in den schnellen Sätzen, was die Musik an Ruhepunkten, an Beschaulichkeit, an Herztönen mitbringt. Das "Fauré-Quartett" hat sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft.

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