Götter, Gaukler und Geliebte

LUXEMBURG. Würdiger hätte der Auftakt nicht sein können: Die legendäre Brüsseler Produktion der Barock-Oper "La Calisto" von Francesco Cavalli riss das Publikum im wieder eröffneten "Grand Théâtre" zu minutenlangen Beifallsstürmen hin.

Als vor zehn Jahren im Brüsseler Opernhaus "La Monnaie" Herbert Wernickes Inszenierung der unbekannten Barock-Oper "La Calisto" herauskam, hätte sich niemand den außergewöhnlichen Erfolg träumen lassen: Die Produktion wurde zum europaweit begehrten Gastspiel, feierte Triumphe in der Berliner Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen, in Barcelona und Lyon. Die Erklärung für den Siegeszug kann man jetzt direkt vor der Haustür, in Luxemburg, einholen. "La Calisto" ist ein unverändert frisches, buntes, pralles, aber auch romantisch-bezauberndes Stück Musiktheater.Die Irrungen und Wirrungen der Handlung zu schildern, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Es geht um Götter und Nymphen, Schäfer und Satyre, um das Chaos der Gefühle, um Liebe, Triebe und die heillose Verwirrung, die sie stiften können. Nichts ist, wie es scheint, und bisweilen weiß buchstäblich niemand mehr, ob er Männlein oder Weiblein ist.Herbert Wernicke hat das Spiel um Götter, Gaukler und Geliebte als antike Comedy inszeniert, findet aber auch immer wieder zu innigen, lyrischen Szenen.Das romantische Bühnenbild mit einem herrlichen, einer alten Himmelskarte nachempfundenen Firmament liefert den idealen Rahmen. Der 2002 gestorbene Regisseur wird ein übers andere Mal seinem Ruf als Bühnenmagier gerecht, lässt die turbulente Handlung durch eine Unzahl von Klappen, Luken, versteckten Türen über die Bühne fluten, dass dem Zuschauer beinahe Hören und Sehen vergeht und er mit höchster Spannung auf die nächste Überraschung wartet.Nicht minder sensationell die musikalische Leistung. René Jacobs, Papst der Barock-Musik, hat sein berühmtes "Concerto Vocale" mitgebracht, ein hoch spezialisiertes Barock-Orchester, bei dem jeder Musiker den Status des Solisten verdient hätte. Jacobs schafft eine unglaubliche Balance zwischen Graben - der hier gar keiner ist - und Bühne, atmet mit den Sängern, schafft einen intensiven Dialog zwischen vokalem und instrumentalem Teil der Produktion.Die Sänger sind durchweg brillant, auch als Darsteller. Herausragend der junge Counter-Tenor Christoph Dumaux, der ein ganz Großer seiner Zunft werden könnte. Herauszuheben auch Cinzia Forte (Calisto), Kristina Hammarström (Diana), Marcello Lippi (Jupiter) sowie die spielfreudigen Hans-Peter Kammerer, Dominique Visse und Gilles Ragon, von denen etliche noch aus der Original-Produktion dabei sind. Wer dieses musikalische Erlebnis verpasst, ist selber schuld, denn es gibt für die beiden Vorstellungen am heutigen Montag und am Mittwoch, dem 15. Oktober (jeweils 19 Uhr) definitiv noch Karten, auch an der Abendkasse.Die Anfahrt über den Kirchberg ist denkbar einfach, das Theater, am Rond-Point Schuman gleich hinter der großen Talbrücke gelegen, verfügt über ein eigenes Parkhaus.Information und Vorbestellung: Telefon 00352 - 4708951; Internet: www.luxembourgticket.lu

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