Gregorianische Choräle im Drachenboot

Rund 4000 Besucher verfolgten am frühen Sonntagabend die "Klangwelle" an der Saarschleife bei Orscholz. 1000 Chorsänger hatten sich am Flußufer eingefunden, um ein Werk des Trierer Komponisten und Dirigenten Martin Folz aufzuführen.

 Tausende säumten das Saar-Ufer, um das Konzert zu hören. Foto: Rolf Ruppenthal

Tausende säumten das Saar-Ufer, um das Konzert zu hören. Foto: Rolf Ruppenthal

Mettlach. Wer Musik genießen will, muss auch schon mal leiden. Für etliche Besucher gestaltete sich die Anfahrt zur ersten "Klangwelle" als Hindernisparcours. Da die Zufahrt zur Saarschleife zwecks Vermeidung von Verkehrschaos gesperrt war, mussten alle, die mit dem Auto angereist waren, an der Merziger Stadthalle auf Pendelbusse umsteigen, die zuweilen etwas länger auf sich warten ließen. An der Saarschleife wurde das Publikum aber reich belohnt. Hier hatten die Organisatoren des Saarländischen Rundfunks eine logistische Meisterleistung vollbracht und das von Natur aus keineswegs konzerttaugliche Terrain in eine musikalische Landschaft verwandelt.Das Publikum verteilte sich auf einen großen Ponton und das Ufer und hatte so beste Sicht auf die gegenüberliegende Saarseite, wo sich eine gewaltige Chormasse formierte. Insgesamt hatte der künstlerische Leiter Martin Folz vom Zentrum für Europäische Chorkultur in Trier binnen zwei Jahren grenzüberschreitender Zusammenarbeit 36 Chöre mit rund 1000 Sängern aus dem Saarland, Lothringen und Luxemburg zusammengetrommelt, die mit einer Moselfähre auf das innere Ufer der Saarschleife transportiert wurden. Zur Koordination des Mammut-Aufgebots waren drei Assistenzdirigenten notwendig. Das Hauptgeschehen fand auf einer Bühne mitten im Fluss statt. Hier wurde eine eng an die Geschehnisse der Region geknüpfte Reise durch 1000 Jahre Chormusik zelebriert: Mönche in Drachenbooten erregten mit gregorianischen Chorälen Gänsehautschauer, Pilger in weißen Gewändern zogen singend von der Saar gen Santiago, und Siegried von Luxemburg verscherzte es sich mit der schönen Melusine. Wenn der große Chor am anderen Ufer zum Refrain ansetzte, wurde es monumental. Wer einer solchen Inszenierung anfangs skeptisch gegenüberstand, wurde rasch eines Besseren belehrt. Folz hatte Chortheaterexperten aus Schweden zu Rate gezogen, um die Chöre auf dem Weg vom biederen Liederabend im Vereinsheim zum spektakulären Event fachkundig zu begleiten. Für die musikalische Grundlage sorgte Martin Folz überwiegend selbst. Die aus seiner Feder stammenden Arrangements von "Die Gedanken sind frei" und die inoffizielle saarländische Nationalhymne "Glück auf" wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Die "Klangwelle" war eingebettet in ein großes Chor-Festival im Atrium der "Cloef", wo sich Chöre aus der Großregion trafen.

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