Griff ins pralle Musik-Leben

WITTLICH. (gkl) Saftig und kraftvoll waren die Attribute, die das Konzert des Moyzes-Quartett und des Pianisten Christoph Soldan in der Wittlicher Synagoge prägten.

Trotz eines Unfalls am Vortag, bei dem er sich den linken Ringfinger verletzt hatte, setzte sich Christoph Soldan über das Spielverbot seines Arztes hinweg und interpretierte Mozarts A-Dur Konzert in der Fassung für Klavier und Streichquartett. Das durchaus gewünschte, energische Auftreten des Klaviers übertrieb Soldan an manchen Stellen und unterstrich seine Solofunktion zu deutlich. Die Folge war eine teilweise herrische Dominanz, die das Liebliche, Kantable in den Hintergrund drängte. Schade drum, hier wäre weniger mehr gewesen. Das Moyzes-Quartett erwies sich als exzellenter Partner Soldans, das in der Aussagekraft seines gleichen suchen muss. Wenn die Geiger Stanislav Mucha und Frantisek Török, der Bratscher Alexander Lakatos und Jan Slavik am Violoncello ihre Bögen aufsetzen, dann greifen sie mit beiden Händen in das pralle Musikleben und lassen ihre Zuhörer daran in vollen Zügen teilhaben. Dies geschah bei Franz Schuberts Quartett in a-Moll, D 804, und auch beim Sláãikove Quartett in g-Moll von Ján Levoslav Bela, das den ausgefallenen Mozart ersetzte. Wer etwas für die böhmische Tonsprache, für den auch im Pianissimo immer noch satten Klang übrig hatte, kam auf seine Kosten. Für Schubert bedeutete dies eine neue Farbnuance, und bei Bela musste man bedauern, dass dieser Komponist kaum bekannt ist. Ein lohnender Abend, den der Wittlicher Musikkreis organisiert hatte.

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