Großer Erfolg in alten Gefilden

Die legendären "Swingle Singers" haben bis heute ihre größten Erfolge mit ihren alten Produktionen. Das wurde bei ihrem Auftritt in Bernkastel-Kues deutlich, wo sie im Rahmen des Mosel Musikfestivals ihre CD "Ferris Wheels" vorstellten.

 Die Damen des Vocal-Oktetts Swingle Singers in der Mosellandhalle in Bernkastel-Kues (von links): Joanna Goldsmith, Lucie Bailey, Sara Brimer und Clare Wheeler. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Die Damen des Vocal-Oktetts Swingle Singers in der Mosellandhalle in Bernkastel-Kues (von links): Joanna Goldsmith, Lucie Bailey, Sara Brimer und Clare Wheeler. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bernkastel-Kues. Der Name "Swingle Singers" ist ein Mythos. In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mischte dieses A-cappella-Oktett die Klassikszene auf.

Gerade begannen sich die großen Namen der Barockmusik mit ihrer authentischen Spielweise die Bahn zu brechen, da kamen diese Stimmakrobaten und boten Bach in verjazzter Version an. Ward Swingle, der Gründer des Oktetts hatte einen frechen Gegenpol zu beispielsweise Nicolaus Harnoncourt geschaffen. Der Erfolg war grandios, auch bei den Klassikanhängern. Wer sich vom Konzert der berühmten Singers beim Mosel Musikfestival einen Blick in diese große Vergangenheit erhofft hatte, wurde fast vollständig enttäuscht. Gerade einmal mit zwei Barockwerken, einem Satz aus dem berühmten Weihnachtskonzert von Arcangelo Corelli und mit der Badenerie aus der Bachschen Orchestersuite Nr. 2, BWV 1067, wartete das Oktett auf.

Stimmakrobaten sind sie aber geblieben, wenn auch auf neuen Wegen. Inzwischen sind es Walzer von Chopin und Musik von Stevie Wonder, die das international besetzte Team für seine Programme entdeckt hat. Evergreens wie "Amazing grace", Bossa nova und Tangoklänge bestimmten ebenso den Abend in der Mosellandhalle in Bernkastel-Kues und fanden die Zustimmung der über 200 Besucher. Und doch - restlos überzeugen konnten die Swingle Singers nicht. Fast schon entlarvend waren die Erläuterungen von Tobias Hug, dem deutschen Ensemblemitglied, der dem Publikum versicherte, dass es keine Instrumente im Hintergrund gab, der Abend ein rein vokales Klangerlebnis sei. Die Singers verzichten auf Klavier, Kontrabass und Schlagzeug, die früher ständige Begleiter waren. Aber die Demonstration Hugs, wie denn die Beatbox, also der Schlagzeugklang funktioniere, machte deutlich, wie viel Technik zum heutigen Klang des Ensembles notwendig ist. Ohne Hugh Walker am Mischpult wäre der Abend kaum eindrucksvoll gewesen. Die Snare Drum des Publikums klang tatsächlich eher nach einem Nieser denn nach einem Schlagzeug. Losgelöst davon belegte der Abend aber auch, dass die Swingle Singers in ihren ursprünglichen Gefilden immer noch den größten Erfolg haben. Den meisten Applaus, durchsetzt mit Pfiffen und Bravo-Rufen, ernteten sie mit Corelli, Bach und in der Zugabe mit der Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort