Großartiger Solist, hellwaches Orchester

Trier · Eindrucksvoll ist am Donnerstag die Saison des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier mit dem 8. Sinfoniekonzert im Theater zu Ende gegangen. Auf dem Programm standen Werke russischer Komponisten. 600 Zuhörer applaudierten minutenlang.

Trier. Victor Puhl war immer der Mann fürs Feinnervige. Wie sehr sich der Trierer Generalmusikdirektor auf nuancenreiche Farbigkeit, aufs Atmosphärische und fein ausbalancierte Dynamik versteht, war noch einmal im letzten Sinfoniekonzert der Saison eindrücklich zu erleben.
Abschied liegt auch an diesem Abend - wie allemal in diesen Tagen - in der Luft. Und als später der scheidende Intendant Gerhard Weber dem Weggefährten aus sieben Jahren zuruft: "Sie haben das Profil des Theaters und des Orchesters geschärft", ist der minutenlange Applaus der über 600 Zuhörer für Puhl gleichermaßen Dank wie Zustimmung.
Russischen Komponisten ist das Programm gewidmet, in dessen Zentrum Dmitri Schostakowitschs Cellokonzert Nr.1 in Es-Dur steht. Als Solist rechtfertigt Norbert Anger einmal mehr, dass er zu den hoffnungsvollsten Talenten seines Instruments gerechnet wird. Mit seinem eindringlichen, technisch brillanten Spiel, zeigt der 28-jährige Cellist seinem Publikum jenen anderen, in sich selbst zurückgezogenen Schostakowitsch, der sich so oft hinter Getöse und Pathos versteckt. Etwas ungeheuer Dringliches, die Seele entblößendes hatte Angers Spiel.
Cello lässt den Atem stocken


Das beginnt gleich im gespenstischen Allegretto, in dem das höhnende Orchester das Cello geradezu vor sich hertreibt. Federnd, rhythmisch präzise und doch mit angstvollem, bisweilen panischem Unterton erklingt das Cello. Den Atem stocken lässt einem die wunderbar beseelte, ganz nach innen gerichtete Kadenz.
Anger schafft einen samtenen dunklen Klangraum, der sich schließlich in ein furioses Allegro öffnet. Das ist Virtuosität im Dienst von Ausdruck und Deutung.
Dabei ist das Orchester dem Cellisten ein absolut präsenter Partner. Schon eingangs hatten die Musiker unter Puhls Leitung in Anatol Ljadows impressionistisch gefärbter Komposition "Der verzauberte See" in vielfältigen Klangfarben das geheimnisvolle, vielstimmige Traumbild eines Sees gemalt.
Noch einmal präsentiert sich Puhl als Analytiker, der Strukturen freilegt, ohne den Gesamtzusammenhang aus den Augen zu verlieren, zum Ende in Igor Strawinskys legendärer Ballettsuite "Petruschka". Einfühlsam und transparent arbeitet der Dirigent die individuellen Charaktere der Instrumentenstimmen und ihre Farben heraus. Mit sichtbarer Lust am Spiel führen Musiker und Orchesterchef ihren Dialog in dieser humorvollen, poltrigen, bisweilen abergläubisch düsteren und dann wieder glasklaren Klangwelt. Sehr schön: die Querflöten, die energischen Pauken und die gewitternden Geigen.
Lob vom Intendanten


"Ihre Auswahl war nie Mittelmaß", resümiert Intendant Weber nach dem Konzert.
Auch mit ihrem 8. Sinfoniekonzert machten Dirigent und Musiker ein vordergründig bekanntes Programm zum überraschenden Ereignis. er

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