Große Liebe zu einem Genius

PRÜM. Kammerchor Westeifel, Junge Philharmonie Bonn: Die Mozart Wochen Eifel eröffneten in Prüm mit Künstlern aus dem Großraum Eifel bis hin zur ehemaligen Bundeshauptstadt. Regional und doch kein bisschen provinziell.

Welch eine große, wunderbare Begeisterungfähigkeit! 20 Minuten vor Konzertbeginn war die Salvator-Basilika schon fast voll besetzt. 850 Besucher waren es schließlich. Die Menschen in der Eifel lieben die Musik, lieben Mozart. Und demonstrieren mit ihrem Dabeisein, dass die "Mozart Wochen Eifel" auf ein echtes Bedürfnis stoßen - nach anspruchsvoller Kultur. Vom ersten Einsatz an Können und Engagement

Und dann die gewaltige, die herrlich bewegende c-Moll-Messe. Vom ersten Einsatz an ist zu spüren, wieviel Liebe und Engagement die Interpreten und Dirigent Christoph Schömig an dieses Stück wandten, mit welch wacher Sensibilität sie auf den Tonfall dieser Musik horchte, und wie entschieden sie sich von aller Musizier- und Dirigier-Routine distanzierten. Das einleitende Kyrie atmete das schwere, verhangene c-Moll-Pathos, in dem niemand Mozart übertraf, und blieb doch flexibel in Klang, Dynamik und Struktur. Der Kammerchor der Region Westeifel entwickelt Fülle, Wärme, Kultur und Klangtransparenz und musiziert dabei immer präsent, immer auf dem Punkt. Die Junge Philharmonie Bonn ist ein sorgfältiger, ein aufmerksamer, sauber und flexibel musizierender Begleiter. Und der Schluss des Kyrie, in den der Chor allmählich verstummt - wie liebevoll fangen sie diesen Ausklang ab! Vielleicht hätte Christoph Schömig manche Sätze ruhiger angehen können. Und ganz sicher fordern die beiden Fugen in "Gloria" und "Credo" mit ihren heiklen Koloraturen den Chor bis an die Grenze seiner Möglichkeiten. Dennoch: Es kommt so viel herüber an wunderbarer Musik! Dass die beiden respektablen Männersolisten Thomas Klose und Bardo Michaelis nur Nebenrollen spielen, liegt nicht an ihnen, sondern an Mozart. Der stellt die Frauenstimmen ins Zentrum. Und die singen ihre großen Partien mit Bravour. Sabine Zimmermann, Sopran II, entfaltet in der "Laudamus te"-Arie des "Gloria" eine ansteckende Energie. Der Sängerin, dem Bonner Orchester und Christoph Schömig gelingt jene ausdrucksreiche und spielerische Verzahnung, die sogar bei Mozart selten vorkommt. Und im Credo Ursula Dimmer-Thies mit der Arie "Et incarnatus est". Klar und gradlinig gesungen in den Koloraturen, dabei allürenfrei. In der herrlichen Kadenz lassen Sängerin, Flöte, Oboe und Fagott die Zeit still stehen - ein einzigartiges Gefühl des Schwebens, des Innehaltens, der Andacht. Die Motetten aus dem 20. Jahrhundert, die der Kammerchor Westeifel zur Konzert-Eröffnung sang - die achtstimmige Psalmvertonung von Knut Nystedt noch ein wenig Anfangs-bange, Taverners "Funeral Ikos" und eine Evangeliums-Motette von Nystedt dann sorgfältig und sicher - gehören diese Stücke überhaupt zu Mozart? Auch das Orgel-Scherzo von Marco Enrico Bossi, das Volker Krebs mit reicher Klangphantasie und sicherer Technik spielte, - ein Fremdkörper? Aber das lässt sich auch anders sagen: Kein konkurrierendes Werk trübt den großen, tiefen Eindruck der c-Moll-Messe. Und wo sonst besteht die Möglichkeit, Zuhörern in so großer Zahl zu vermitteln, wie schön zeitgenössische Musik sein kann? Die Mozart Wochen Eifel werden vom TV präsentiert. Programm unter www.mozartwocheneifel.de.

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