Großer Wal-Sieg

LUXEMBURG. Ein Pop-Weltstar im kleinen Luxemburger "Atelier": Moby brillierte mit einem furiosen Mix aus Pop, Rock und Dance. Das Konzert war innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft.

Moby ist ein kleiner, kahler, höflicher Mann. So entschuldigt er sich im "Atelier" zu Beginn erst einmal. Dafür, dass er beim letzten Auftritt nicht wusste, dass die Luxemburger eine eigene Landessprache haben. Das mag man einem New Yorker nachsehen. Aber Moby sehnt sich eben nach dem Konsens. Der nette Radikale von nebenan (Veganer, Musiker, Bush-Hasser...), der auch mit fast 40 Jahren noch nicht den Glauben verloren hat, die Welt ein bisschen verbessern zu können. Auf der Bühne klappt das. Moby kennt die Extreme, er kittet sie zusammen. Vor zehn Jahren war der Nachfahre von Schriftsteller Herman Melville ("Moby Dick" - daher sein Wa(h)l-Name) eine große Nummer im Techno, zwei Jahre später entdeckte er den Punkrock wieder. Er war Tempomacher (ein 1000-Beats-pro-Minute-Stück schaffte es ins Guinness-Buch) und Entschleuniger zugleich. Jetzt ist er alles in einem. Das spüren die knapp glücklichen 1000 Luxemburger, die eine Karte für den Gig ergattert haben. Das Konzert war innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft, Moby füllt locker auch dreimal größere Konzerthallen. So nah, im fast intimen Rahmen, erlebt man den Amerikaner kaum. Und in solcher Form auch nicht immer. Moby wechselt die Musikrichtungen wie andere ihre Meinung. Da zuckt die Dance-Vergangenheit mit ihren treibenden Beats, den Stroboskop-Blitzen, den schwitzenden Körpern. Daneben steht der Punkrock ("That's when I reach for my revolver"). Ein bisschen "wirklich schlechten Weißer-Mann-Blues" mit Mundharmonika-Solo kündigt er an, zudem covert er zwei Klassiker (The Doors, "Break on through" und Lou Reeds "Walk on the wild side"). Der gleiche Mann hat die schwermütige Single "Why does my heart feel so bad?" geschrieben. Auch mit der Hoffnung, damit vielleicht absoluten Idioten, etwa einem "faschistischen Truckfahrer" (Moby) ein bisschen mehr Gefühl ins Führerhaus zu holen. Davon gibt es im Ländchen keine, vielleicht fällt der Hit beim 100-minütigen Konzert deshalb flach. Dafür spielt er die Hits wie "We are all made of stars", "Lift me up", oder "Bodyrock" - das Publikum schreit, johlt, tanzt, feiert. Weitere Moby-Auftritte: Köln (23. Mai), Offenbach (25. Mai)

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