Großes Erbe

TRIER. Ein Kleinod in Triers Kulturszene ist das Atelier Pierre Wéber, geführt von Gisela Siepmann-Wéber, der Witwe des im Jahr 2002 gestorbenen Bildhauers. Dort sind die Skulpturen Wébers zu sehen, aber es gibt auch Ausstellungen, Lesungen und Konzerte.

Leicht zu finden ist es nicht, das Atelier Pierre Wéber in der Trierer Karthäuser Straße 23. Ganz hinten links in einem Fabrikgebäude-Komplex ist die Treppe, steil und mit schmalen Steinstufen, und ein weißer Wegweiser mit der handgeschriebenen Aufschrift "Pierre Wéber" zeigt steil nach oben. In dem lichtdurchfluteten Atelier verrückt Gisela Siepmann-Wéber gerade eine Steinskulptur. Ein "Instrument" aus dem "stummen Orchester", eine Harfe aus Stein, die nicht klingen kann, aber doch die Saiten des Betrachters zum Schwingen bringt: überraschend die Aussage, sensibel die Formgebung, perfekt die handwerkliche Ausführung, mit einem Schuss Ironie und Esprit. Dafür sind die Werkstücke des Bildhauers Pierre Wéber bekannt, der im Dezember 2002 im Alter von 55 Jahren an Krebs starb. Seither kümmert sich Gisela Siepmann-Wéber um seinen Nachlass, hält die Erinnerung in dem Atelier wach, in dem er bis zuletzt gearbeitet hat. "Hier im Atelier und überhaupt in seinen Werken ist er für mich immer noch präsent", sagt die großgewachsene Frau mit den dunklen Locken und den blauen Augen. Vor dem Tod ihres Mannes hatte sie selbst ihm vorgeschlagen, die Werkstatt zu erhalten und seine Skulpturen dort auszustellen, immer wieder zusammen mit Werken von Künstlern, die Pierre Wéber nahe standen. Die momentane Ausstellung mit schwungvollen Zeichnungen und Malereien von Renate Schmitt unter dem Titel "Digital and Handmade" ist ein kleines Jubiläum: "Es ist die zehnte Veranstaltung, die ich hier organisiert habe", sagt Gisela Siepmann-Wéber lächelnd. Neun Veranstaltungen, darunter sieben Ausstellungen waren es bisher, die das Atelier des verstorbenen Künstlers mit Leben füllten. In Zukunft möchte Gisela Siepmann-Wéber noch mehr regionalen Künstlern die Möglichkeit geben, Werke auszustellen.Neues Projekt: Werkskatalog

"Als Galeristin fühle und sehe ich mich aber immer noch nicht", betont Gisela Siepmann-Wéber. Sie verwalte lediglich den Nachlass ihres Mannes, und es sei "ihr Privatvergnügen", die Arbeit(en) Pierre Webers nicht ruhen zu lassen. Bald soll das Werk Wébers auch in Buchform verewigt werden: Zusammen mit ihrer Tochter, einer Grafikerin, arbeitet Gisela Siepmann-Wéber an einem Katalog. Und die Gedanken, die er, für sich und ohne Ambitionen zur Veröffentlichung, notiert hat. "Pierre hat sich viel mit Philosophie beschäftigt, am liebsten mit Hegel, und er machte sich Gedanken zu Natur, Politik und Gesellschaft", erläutert sie. Info: Atelier Pierre Wéber, 0651/78008, Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 15 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr.

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