Großes steht auf dem Spiel

TRIER. (er) Mit den Lüstern um die Wette strahlte die Musik im anmutigen Barocksaal des Kurfürstlichen Palais in Trier. Glänzend eröffnete das Ensemble Villa Musica am Freitag seine zweite Trierer Konzertsaison.

Schon die Besetzung des Kammerensembles der gleichnamigen Landes-Musikstiftung signalisierte: Großes stand auf dem Spiel. In Trier blieb die Vorfreude nicht das Schönste. Das Ensemble, das in diesen Tagen zum zweiten Mal mit dem angesehenen Echo-Klassik Preis ausgezeichnet wird, belohnte das spürbar Konzert erfahrene Publikum mit einem hinreißenden Abend. Martin Ostertag, der Cellist der Gruppe, ist einer der Besten seines Fachs. Sein wunderbares venezianisches Instrument von 1725 wurde unter den analytischen Händen seines Meisters an diesem Abend zum klingenden Beweis für die Vernunft des Gefühls. Rainer Kussmauls Stradivari verströmte daneben einen herrlich klaren Geigenton, schlank und unsentimental und doch voll innerer Tiefe und seelischer Fülle. Und Ulf Rodenhäuser ließ seine Klarinette so lebendig singen und weit atmen, wie es eine menschliche Stimme nicht besser könnte. Aki Sunahara, die junge japanische Geigerin war ganz frische Schülerin ihres Lehrers Kussmaul. Warm und verlässlich erklangen Enrique Santiago und Hariolf Schlichtigs Violen. "Villa Musica" - der Name ist Programm. Das "Haus" der Kammermusiker erwies sich in Trier als fest und entschieden, erfüllt von einem Innenleben, dessen Vielfalt und Diskussionsfreude ihresgleichen sucht. Mit Felix Mendelsohns Streichquintett A-Dur, op.18, und Johannes Brahms Klarinettenquintett h-Moll, op.115, standen zwei Werke zur musikalischen Debatte, die unbedingt die Fähigkeit zur Verknüpfung erfordern, ohne dass dabei die differenzierte Ausdeutung leidet. Mendelsohns frühes Quintett, steht für ein Stück Entwicklungsgeschichte des Komponisten. Mit Kraft und Tempo strafften die Musiker die eher diffuse Komposition zu einem stringenten Stück mit großer Leuchtkraft. Das Menschenbild des Klassizismus, elegant, geistreich und mit edler Seele stand im Raum. Brahms‘ Klarinettenqintett dagegen ist ein Alterswerk. Der Eindruck der Landschaft wird zum Ausdruck der Seelenlandschaft. Wo Mendelsohn nach außen strahlt, da richtet sich Brahms‘ musikalisches Ringen nach innen. Ein aufwühlendes Drama inszenierte das Ensemble, vielfarbig und kontrastreich, ein Ringen und Klagen voll unerfüllter Sehnsucht und Leidenschaft. Eröffnet hatten den Abend der Vorstandvorsitzende der Musikstiftung Roland Härtel und der Hausherr, ADD-Präsident Josef Mertes. Ein wenig Bedauern war aus Mainz wegen vier leerer Stuhlreihen zu hören. Das sollte für den zweiten Anlauf der Stiftung, die immerhin 15 Jahre gebraucht hat, um in Trier eine Konzertreihe einzurichten, kein Grund zur Sorge sein.

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