Großreinemachen

Hämisch grinsend reichte mir meine Zukünftige kürzlich den Sportteil einer Kölner Tageszeitung. Hier fand sich bezüglich des fabulösen 3:1-Sieges der Eintracht über den Kölner FC eine interessante Notiz: In Trier seien die Geschäftsanlieger der Innenstadt dazu angehalten, jedem Stadtbildverunreiniger und jedem nicht angeleinten Hund die gelbe Karte zu zeigen. Nicht etwa nur symbolisch - sondern mit echten gelben Karten! Das Gegriene sei meiner Frau (sie verdächtigt den Trierer gern schon mal der Schildbürgerei) verziehen - ihr als gebürtiger Kölnerin fällt es nicht leicht, das visionäre Handeln der Trierer Stadtverwaltung zu verstehen. So hub ich an und sprach zu meinem Weibe: In Zeiten leerer Kassen sind es Vorgaben wie diese, die allenthalben helfen, das knappe Geld zu sparen: 1. Die Stadt spart Personal beim Ordungsamt durch die ehrenamtliche Schiedsrichtertätigkeit der Geschäftsleute. 2. Die wiederum benötigen, bedingt durch dieses Ehrenamt, alsbald weniger Personal, weil ihre Kunden sich so nicht so gern behandeln lassen. 3. Wodurch die Stadt wiederum bei der Stadtreiningung einspart, weil immer weniger potentielle Schmutzfinken durch ihren Besuch das Trierer Stadtbild schänden. Das ist nachhaltiges Sparen! Aber, erwiderte meine Frau, so gehen doch die Geschäfte pleite! Da werde ich ja fuchsig! Der Rheinländer und seine Krämerseele! Geld ist nicht alles, Frau, sprach ich zu ihr: Der schnöde Mammon möge hintan stehen, wenn es heißt, ein Welt-Kulturgut wie die Trierer Innenstadt vor der Vermüllung zu bewahren. Es schmeißt ja auch keiner ungestraft Kippen in den Louvre oder hinterlässt Hundeschmutz im Petersdom! Und außerdem - jetzt spielte ich mein letztes As - ist das der Wille des Wirtschaftsdezernats! Da schwieg das Weib und ging, die Geschichte der Nachbarin zu erzählen. Lange noch hörte ich ihr Lachen durch das Treppenhaus erschallen. Unter uns gesagt: Auch mir erscheint dieser erste Schritt zur Rettung des Stadtbildes nicht völlig zu Ende gedacht: Wie ich durch einen befreundeten Geschäftsanlieger erfuhr, gibt es keinen Maßnahmenkatalog für Wiederholungstäter. Da ist unbedingter Nachholbedarf! Hier ein paar Vorschläge: Um bei der sportlichen Grundidee der Kartenverwarnung zu bleiben, schlage ich bei einfachen Wiederholungstaten Gelb-Rot und Innenstadtverweis bis Ladenschluss vor. Gröbere Vergehen sind mit Rot und einer Einkaufssperre bis zu vier Wochenenden zu ahnden. Ganz harte Fälle trifft Fußgängerzonenverbot bis zu zwei Jahren. In kürzester Zeit, garantiert, werden wir eine schöne, neue Innenstadt wiederfinden: Strahlend! Leer! Sauwer! Ihr

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