Händel-Oratorium in Trier: ein Trauerspiel

Nicht ganz überzeugen konnte das Oratorium "Theodora" von Georg Friedrich Händel. Wegen schlechten Wetters musste das vom Trierischen Volksfreund präsentierte Konzert vom Innenhof des Kurfürstlichen Palais in die Halle der ehemaligen Abtei St. Maximin in Trier ausweichen.

Trier. Bei der Uraufführung 1750 in London war das Oratorium "Theodora" von Georg Friedrich Händel ein glatter Reinfall, und das, obwohl das Opus eigentlich ein grandioses Werk darstellt. Es ist ein Trauerspiel um eine römische Christin, die sich weigert, Jupiter zu opfern, und dafür als Strafe als Prostituierte arbeiten soll. Didymus, ein römischer Offizier und Christ, will sie vor dieser Schande bewahren und verhilft ihr zur Flucht. Dafür soll er mit dem Tode bestraft werden, was wiederum Theodora nicht zulässt, in dem sie sich stellt. Am Ende werden beide hingerichtet. Kein Stoff also, der zu Jubel und Begeisterung Anlass gibt.

Es war keine dramatische Aufführung von gut zweieinhalb Stunden, nach der man angetan und im Innern bewegt den Heimweg hätte antreten können. Gründe hierfür gab es viele. Da war zunächst einmal der Raum und die damit verbundene Text(un)verständlichkeit. Spätestens ab Sitzreihe zehn hatte man keine Chance mehr, etwas von dem zu verstehen, was die Sopranistin Christina Clark (Theodora), Gundula Schneider (Mezzo) als Irene, Bariton Thoma Berau als Valens oder Tenor Christoph Wittmann als Septimus anzubieten hatten. Lediglich Countertenor Andreas Taubert als Didymus war mit seiner kraftvollen und herausragenden Stimme in der Lage, den Raum für sich in Besitz zu nehmen. Warum die Solisten trotz der ohnehin schwierigen Verhältnisse auch noch mit überzogenem Vibrato ihre Verständlichkeit torpedierten, wird ihr Geheimnis bleiben. Das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim ist kein ausgewiesenes Barockorchester, ist eher in der Klassik und in der Moderne beheimatet. Trotzdem aber sollte man erwarten, dass der Klangkörper sich einig ist und wenigstens ab und zu einmal auf den Dirigenten achtet. Manfred May konnte sich abstrampeln, soviel wie er wollte, es nutzte nichts. Auch der Konzertchor, der sich zweifelsohne die größte Mühe gab, konnte nicht wirklich glänzen, tat es vor allem in den Einsätzen dem Orchester gleich, klebte, ebenso wie mancher Solist, in den Noten und konnte schon aus optischen Gründen gar nicht dem folgen, was May sich bemühte anzuzeigen. Dass unter solchen Voraussetzungen eine tiefere musikalische Ausdeutung auf der Strecke bleiben musste, versteht sich fast von selbst. Die Folge war ein langatmiges Werk, das sowohl für die Interpreten als auch für das Publikum zu einer Anstrengung wurde.

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