Heftpflaster auf Bärenschnauze

KONZ. (bir) In der Reihe "Junge Kunst in der Region" sind in der Galerie Kloster Karthaus Werke von Anke Schaupeter (Jahrgang 1964) ausgestellt. Die Lithographien und Zeichnungen stehen unter dem Titel "Über das Denken müssen".

"Ich Kopf Wort Ich Kopf Wort" - diese Wortfolgen wiederholen sich immer wieder weiß auf rotem, schwarzem und gelbem Untergrund. Sie wirken wie ein Beschwörungszauber und muten hilflos und krakelig an. Bei Anke Schaupeters 60 Original-Graphiken - bei dieser Art des Flachdrucks mit einer 100 Jahre alten Steindruckpresse gibt es keine Auflagen, jedes Stück ist ein Unikat - kreist alles um das Denken, genauer das "Denken müssen". Die farbintensiven Lithographien zeigen mal Worte auf Untergrund, mal Figuren. Da sitzt ein trauriges Kind, da ist ein Teddybär mit Gurten festgezurrt, auf einem anderen Bild ist ein Heftpflaster über die Schnauze des Bären geklebt. Die Bilder wirken verzweifelt trotz ihrer teils fröhlichen Farbigkeit, die Titel spiegeln diese Verzweiflung wider. "Trauma" heißt eine Bilderreihe mit offensichtlich gequälten, misshandelten Kindern, und oft kommt das Wort "Nein" vor. Rein bildlich sprechen die Zeichnungen eine leise Sprache, doch die Aussagen sind klar mit Schreibmaschine in Rot und Schwarz zu Papier gebracht: "Schreie, stumm und still", "Ich muss denken", "Ich bin nicht Ich": bohrende Reflexion in Gedankenskizzen. Anke Schaupeter, geboren 1964 in Neukirchen/Saar, studierte an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst in Trier mit Schwerpunkt Lithographie und Steindruck. 1989 wurde sie mit dem Stipendium der August-Müller-Stiftung ausgezeichnet. Sie betreibt ein Steindruckatelier in Allenbach im Hunsrück. Die Ausstellung im Kloster Karthaus ist noch bis zum 29. März zu sehen, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr.

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