Heiligs Blechle, was für ein Konzert

Sowohl der meteorologische wie auch der musikalische Sommer neigt sich dem Ende zu. Der Abschluss der Internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz im Rahmen des Kultursommers des Landes fand in diesem Jahr in Prüm mit einem Konzert für Bläser, Pauken und Orgel statt.

 Ein hervorragendes Instrument im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mainzer Dombläser mit Alphorn in der Prümer Basilika. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Ein hervorragendes Instrument im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mainzer Dombläser mit Alphorn in der Prümer Basilika. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Prüm. (gkl) Wäre ein Schwabe beim Abschlusskonzert der Internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz in der Salvatorbasilika in Prüm gewesen, er hätte wahrscheinlich einige Male gesagt: "Heiligs Blechle". Die Konzertreihe verabschiedete sich im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten für dieses Jahr von seinem Publikum. Gestaltet wurde das Konzert von den Mainzer Dombläsern und dem Organisten Lutz Brenner aus Bad Ems. Die Dombläser setzen sich aus professionellen Blechbläsern zusammen, die bei den Pontifikalämtern im Mainzer Dom den musikalischen Rahmen mitgestalten und sich regelmäßig auch zu Konzerten zusammenfinden.

Trompeten und Posaunen haben in einem Kirchenraum eine ganz besondere Wirkung, erst recht, wenn es sich um ein so gewaltiges und akustisch für diese Musik günstiges Gotteshaus wie der Prümer Basilika handelt. Da brauchten sich die Trompeter Heiner Wellnitz und Christian Tolksdorf, der Hornist Thomas Swartman, Stephan Hofmann (Posaune) und Oswald Prader mit der Tuba über den Erfolg beim Publikum keine Sorgen zu machen. Dies zeigte sich deutlich bei den drei Spirituals von Enrique Crespo, die das Quintett allein zum Besten gab.

Ein satter Sound erfüllte das Kirchenschiff, hinterließ einen erhabenen Eindruck. Wenn dann noch eine große Orgel und Pauken dazu kommen, wird den Emotionen Tür und Tor geöffnet. Jean-Joseph Mourets "Sinfonie de fanfares" und auch das besinnliche "Pie Jesu" aus Andrew Lloyd Webbers Requiem waren beredte Zeugen dafür. Beim "Marche Pontificale" des belgischen Meisters Nicolas Jaques Lemmens, original für Orgel solo, konnte man sich gut vorstellen, dass es manchen Bischof geben mag, der zu dieser Bearbeitung von Markus Eichenlaub gerne in seine Kathedrale einzieht.

Qualitativ auf völlig gleicher Augenhöhe zu den Bläsern agierte Brenner als Solist. Empathisch gestaltete er die Cantilene aus Joseph Rheinbergers Sonate F-Dur, virtuos ansprechend das Finale aus Charles Marie Widors Symphonie Nr. 6, wenngleich hier die Orgel für dieses Genre ein wenig dünn erschien. Mit Witz und Charme griff Brenner die Themen der Spirituals auf und verarbeitete sie in einer äußerst geistreichen Improvisation, die unter anderem zeigte, dass auch eine Orgel einen gewissen Swing haben kann.

Für viele Zuhörer war es sicherlich eine Premiere, als Swartman sein Horn gegen ein Alphorn austauschte und zusammen mit seinen Kollegen das selbst verfasste "Alphornlied" intonierte. Der runde, weit tragende Klang dieses mächtigen Instrumentes brachte noch einmal eine ganz andere Färbung in das Geschehen, und man mochte es sehr bedauern, dass dieses Instrument nur einmal zum Einsatz kam.

Ein Konzert, das in erster Linie die Gefühle ansprach, ausgeführt von exzellenten Musikern - ein Erlebnis.

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