Heiteres Ambiente, strenge Musik

TRIER. Im Dresden der Barockzeit war Jan Dismas Zelenkas Ansehen gering. Doch im Kurfürstlichen Palais kam er jetzt zu verdienten Ehren.

Die späte Wiedergutmachung für Jan Dismas Zelenka (1697-1745) liegt schon einige Jahrzehnte zurück. Und doch ist es immer wieder ein Erlebnis, Musik dieses großen Komponisten zu hören. Zelenka ging seinen eigenen Weg. Die zeittypische Tendenz zur tändelnden Belanglosigkeit, die sich auch im Kurfürstlichen Palais niederschlug, machte er nicht mit. Seine Musik besitzt handwerkliche Strenge und ein erstaunlich breites Stilspektrum. Sogar die subjektive, emotionsreiche Tonsprache, die man später "Empfindsamkeit" nannte, hat er beherrscht. Zelenkas Oboensonaten waren beim Stipendiaten-Ensemble der "Villa Musica" unter der Führung von Ingo Goritzki, Oboe, und Kristian Nyquist, Cembalo, in besten Händen. Die sieben jungen Leute bringen exzellente Einzelspieler-Qualitäten ein. Andrea Müller, Susann Schmid und Stephan Rutz geben der Oboe kernige Klangkultur und dichte Ausdruckskraft. Manfred Baumgartner und Elisabeth Göring kultivieren auf dem Fagott einen runden, orgelnahen Ton. Jens Pfaff liefert auf dem Instrument eine virtuose Tour de force, die ihresgleichen sucht. Problematisch blieb die Klangbalance. Die Bassgruppe mit der hochmusikalischen Kathrin Münten am Kontrabass legte ein breites, manchmal zu breites Klangfundament aus. Mitten ins Zelenka-Programm hatten die Musiker ein Stück des DDR-Komponisten Reiner Bredemeyer (1929-1992) gestellt; das "Gemischte Doppel" von 1983. Zwei Oboen, Cembalo und Fagott liefern sich eine Art Tennismatch. Was Schlagabtausch sein soll, gerät in der Musik freilich eher textil - kleine Motive, die ineinander greifen und sich zu einer neuen aparten Einheit verbinden. Das beherrschen die Ausführenden perfekt. Im wunderbar lyrischen Mittelsatz zaubern sie schwebende Klänge, und das Finale glänzt mit spielerischem Humor. Nicht immer erklären Titel, was in den Kompositionen vorgeht.

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