Held aus dem Nichts

TRIER. Großer Besuch aus der Mitte des Nichts: Das aufstrebende Indie/Folk/Pop-Projekt Bright Eyes aus Omaha (Nebraska) gastiert am Dienstag, 21. Juni, in den Trierer Kaiserthermen. Mit dabei sind auch "The Faint". Der TV präsentiert das Konzert.

Wenn man der Zeichentrick-Serie "South Park" glauben darf, beherrscht nur ein amerikanischer Staat das Wetter: Sobald dort jemand über die Staatsgrenze nach Nebraska reist, wird der Himmel sofort schwarz. Jede Farbe verschwindet, jedes Lachen weicht. Willkommen in der amerikanischen Kornfeld-Hölle! Wer dagegen hierzulande "Nebraska" hörte, dachte vielleicht eher an eine Platte von Bruce Springsteen als an einen Staat in der Mitte des Nichts. Das hat sich ein bisschen geändert. Daran haben sowohl ein Indie-Label ("Saddle Creek") und vor allem dessen Star, ein junger Mann aus Omaha, der Hauptstadt Nebraskas, großen Anteil: Conor Oberst, Songwriter und Multi-Instrumentalist, ist erst 25 Jahre alt, veröffentlicht aber schon seit acht Jahren Alben. Sein Dauer-Projekt Bright Eyes (mit wechselnden Musikern) findet immer mehr Freunde. Dabei macht Oberst keine Musik, bei der die Mainstream-Radiosender "Hurra" schreien würden: Er singt mit brüchiger Stimme, vermischt Indie-Pop mit ein bisschen Folk, gelegentlich auch einer Spur Country. Ein Mann für die leisen Töne, der in verschiedenen Nebenprojekten aber auch dem kultivierten Krach etwas abgewinnen kann. Mit dem Album "Fevers und Mirrors" (2000) machte Mr. Bright Eyes erstmals in Europa auf sich aufmerksam. In die Herzen und Ohren der deutschen Alternative-Fans schaffte er es dann endgültig vor drei Jahren: "Lifted - Or The Story Is In The Soil, Keep Your Ears To The Ground" - das klingt als Albumtitel ziemlich verschroben, aber so ist er, der Seitenscheitel-Träger: Bright Eyes-Platten gewinnen, wenn man sie an sich ran lässt. Da machen die aktuellen Alben, die beide im Frühjahr veröffentlicht wurden, keine Ausnahme: "I'm Wide Awake, It's Morning" ist sparsam instrumentiert und steht in der Songwriter-Tradition mit ein paar Country-Anleihen. "Digital Ash in a Digital" ist dagegen elektronischer, mit mehr Experimenten. Beim Konzert in Trier dürfte Oberst seine gefühlvolle Seite zeigen: Melodische Stücke mit Akustik-Gitarre und viel Melancholie. Mit dabei in den Kaiserthermen sind auch "The Faint": Die Labelkollegen von Oberst gehen dabei in eine etwas andere Richtung. Auf der aktuellen Platte "Wet from Birth" verbinden sie 80er-Synthies mit Rock- und vereinzelten Dance- und Punk-Einflüssen. Also: Erst tanzen, dann schmachten. Der Himmel wird auch nicht schwarz sein (es werden allerdings keine Wetten angenommen). Wir sind ja hier nicht in Nebraska. Kaiserthermen-Open Airs: Samstag, 18. Juni: Farin Urlaub (ausverkauft), Sonntag, 19. Juni: The Hooters. Montag, 20. Juni: Andreas Vollenweider. Dienstag, 21. Juni: Bright Eyes und The Faint Karten in den TV-Pressecentern Trier, Bitburg und Wittlich.

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