Herzmassagen im Zweivierteltakt

TRIER. Kultig, schmusig, was für´s Ohr: Die Tanzband Flippers, die quer durch die Republik wegen ihrer eingängigen Lieder geliebt wird, begeisterte in Trier die Fangemeinde.

Manche Totgesagte leben länger, als sie es selbst vielleicht einmal geglaubt haben. Und dann sogar sehr gut, wenn man den Zulauf in Konzerten und die Verkaufszahlen ihrer Produktionen betrachtet. Die Flippers sind seit 40 Jahren im Geschäft: Als "Dancing-Band" tingelten sie anfangs an Wochenenden durch baden-württembergische Tanzlokale und erwarben sich schnell einen Ruf als Stimmungskanone."Die rote Rose von Barbados"

Sie sind allerdings in den Siebzigern und frühen Achtzigern in einem tiefen Tal der Tränen, aus dem sich die Bandmitglieder finanziell mit zusätzlichen Erwerbsquellen retteten, seit 1986 mit dem Stück "Die rote Sonne von Barbados" wieder satt im Geschäft. "Weine nicht, kleine Eva" aus dem Jahr 1969 ist so ein Hit. Seit dieser Zeit nennt sich die Band "Die Flippers", die am Dienstagabend für ein volles Haus in der Arena Trier und ein freudiges Lächeln bei Hallenchef Wolfgang Esser sorgte. 5000 Besucher strömen in die Halle, ganze Busladungen sind dabei, Leute aus der tiefsten Eifel, der Pfalz oder gar Holland. "Seit die Flippers nur noch aus den drei Bandmitgliedern bestehen, ist die Gruppe besser. Die anderen beiden, die gegangen sind, konnten nicht singen", glaubt ein Niederländer, der eigens aus dem fernen Delft nach Trier gereist ist. Mit ihren Stimmen gefallen Bernd Hengst, Olaf Malolepski und Manfred Durban dem Publikum sicht- und hörbar gut. Verzücktes Händeklatschen, rhythmisch zuckende Beine. Bereits nach dem dritten Lied hält es die Fangemeinde nicht mehr auf den Stühlen, zelebriert Text und Gesang. Im Foxtrott-Rhythmus bebt die Großraumhalle, wenn alles, was kann und möchte, aufsteht, klatscht und tanzt. "Liebe Gemeinde, bitte setzen", laden die Flippers mehrfach zum Ausruhen ein. Nach fetzigen Tanzliedern folgen entspannende musikalische Herzmassagen - vielleicht ein Tribut an das eigene Alter der Bandmitglieder und ihrer gleichfalls nicht mehr ganz jugendlichen Fans. "In meinem Auto läuft nichts anderes als Flipper", meint die Konzerin Christine Weber, seit 30 Jahren Flipper-Fan. "Wir werden schon dafür sorgen, dass es Zugaben gibt", meint sie schmunzelnd und schwingt ihren blauen Leuchtstab wie einen Polizeiknüppel. Die gibt es später tatsächlich - natürlich ohne Haue. Doch davor steht ein rund dreistündiges Konzert, in dem das Trio alle Gefühle bedient. Immer wieder schwelgen die Sänger in Reminiszenzen. Da finden sich die Besucher in eigenen Empfindungen wieder, die mitunter restlos versunken den Liedern von Liebe oder Trauer lauschen. "Sogar im Seniorenheim gibt es Liebeskummer. Aber da ist es nicht so schlimm: Man weiß ja nicht mehr, warum", kommt es kalauernd von der Bühne, die thematisch passend zu den Liedern Bilder von Wolkenhimmeln, Südseeinseln oder russischen Gotteshäusern zeigt. Die Besucher jedenfalls sind begeistert vom Vortrag der vielfachen "Stimmgabel"-Träger und Gold- und Platin-Ausgezeichneten. "Nicht zu fassen, wie lange die sich schon halten", meint eine Frau. Vielleicht sogar für die Flippers eine Entwicklung, mit der sie selbst nicht ganz Schritt halten können - die Geschichte ihrer Band endet auf ihrer Homepage im Internet im Jahr 1999.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort