Highnotes, Highlights und Humor

TRIER. Zehn regionale Bigbands bewiesen beim 6. Jazz-Fest am Dom einmal mehr, wie lebendig und professionell die Trierer Jazz-Szene ist. So professionell, dass auch ein europäischer Stargast, der schwedische Trompeter Lasse Lindgren, Spaß daran hatte. Sein Konzert mit der Rhythm & Swing Bigband war Höhepunkt des Festivals.

Die Wolken hielten dicht, die Luft wehte lau, der Dom strahlte in schönstem Licht - günstiger hätten die Rahmenbedingungen für den Höhepunkt des Jazz-Festes auf dem Domfreihof kaum ausfallen können. Und so wurden Musiker und Musikerinnen der Bigband Rhythm & Swing von einem großen Publikum in Feierlaune begrüßt, als sie auf die Bühne zusteuerten. Auf höchstem musikalischen Niveau und mit glanzvollen Sololeistungen spielten sie "Wenn ein Ungeübter das spielt, was sie spielt, ist er nach zwei Minuten klinisch tot", so Posaunist Hendrik Wisbar über Pianistin Annette Naberfeld. Es folgten mit "Backburner" und "Twice as nice" weitere temperamentvoll groovige Stücke. "Zum Warmwerden", meinte Bandleader Nils Thoma. Was im Hinblick auf die Stimmungslage im Publikum nicht mehr nötig war, im Hinblick auf Lasse Lindgren aber auch nicht. Der sprang mit seiner Trompete auf die Bühne, verkündete, wie sehr er glücklich sei, mit "diese Sspitze-Orchester zu sspiele" und legte los. Mit spielerischer Leichtigkeit, mit Hingabe, Dynamik und ansteckendem Humor. Erst ein Blues, dann Duke Ellingtons Swing "It won't mean a thing…", dann Herbie Hancock. Es klang, als habe er nie mit einer anderen Band gespielt und das nach nur einem Tag gemeinsamer Probe. Seine Soli schraubten sich virtuos in schwindelerregende Höhen über satten Bigband-Klangteppich. Spielerisch warf er musikalische Fragen in den Raum, die postwendend von Solisten der Band beantwortet wurden. Daisy Becker an der Trompete etwa oder Nils Thoma, der mit seinen Saxofonsoli Lindgren in nichts nachstand. Lindgren entlud seine Energie nicht nur im großen Repertoire - gefühlvoller Blues, Latin, melodischer Swing und explosiv experimentelle Improvisation - sondern auch in mitreißendem Humor. In Spielpausen wirbelte er als Dirigent über die Bühne, betätigte sich als Schlagzeuger, kurz als Entertainer. Auch wenn er die Bühne verließ, blieben Spielfreude und Glanz zurück, wenn die Band Kompositionen Lindgrens meisterte, oder Ausflüge in den Vokaljazz unternahm, dank der schönen warmen Stimme von Edith van der Heuvel oder dem rauchigen Organ von Hendrik Wisbar. Das Publikum quittierte den Abend mit begeistertem Applaus.

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