Höhepunkte der Klassik

TRIER. Ein Höhepunkt im Konzertprogramm der Stadt zum Mozart-Jahr war der Abend des Trierer Konzertchors unter der Leitung von Manfred May in St. Maximin. Dabei war auch das luxemburgische Kammerorchester "Les musiciens".

Unter ihrem französischen Chefdirigenten Nicolas Brochot spielten "Les musiciens" zunächst Mozarts Sinfonie Nr. 39 in Es-Dur KV 543. Sie ist die erste der drei letzten großen Sinfonien, die Mozart 1788 innerhalb von nur knapp zwei Monaten komponierte. Bei der Adagio-Einleitung zum Kopfsatz der Sinfonie denkt man unwillkürlich an die Ouvertüre zu Don Giovanni. Und dann kommt das ungewöhnliche Hauptthema des Allegros. Aus einem Dialog der Streicher entwickelt sich eine zarte Kantilene, die sich am Es-Dur-Dreiklang orientiert. Das kennt man aus Beethovens dritter Sinfonie, aber dort wird es eben ein männlich-heroisches Thema. Wie wunderbar sich die musikalischen Bögen spannen lassen, wenn man, wie Nicolas Brochot, keinen Dreier schlägt, sondern ganze Takte. Die hervorragenden Qualitäten des Orchesters und seines Dirigenten zeigten sich nicht zuletzt im Menuett, das beim späten Mozart schon längst kein Tanzsatz mehr ist, sondern eher auf das spätere Scherzo an dieser Stelle hindeutet. Im ländlerartigen Trio kamen die erstklassigen Holzbläser von "Les musiciens" mit ihrem warmen, französischen Klang voll zur Geltung. Und dann Mozarts Große Messe in c-Moll KV 427. Die Frage, warum das Werk unvollendet blieb, sollte weniger interessieren als die Erleichterung darüber, dass sich kein Süßmayr (Mozart-Requiem) an einer Vollendung versucht beziehungsweise vergriffen hat. Barock inspirierte Arien stehen in der Messe neben opernhaften Elementen, an Bach orientierten kontrapunktischen Sätzen und Jubelchören, die an Händels Oratorien erinnern. Und dennoch gelingt Mozart ein einheitliches Meisterwerk. Der Konzertchor unter Manfred May zeigte sich von seiner besten Seite, mit einem überaus homogenen Klang und großer Virtuosität. Ein Glücksfall waren, ebenso wie das Orchester, auch die vier Gesangssolisten. Der Tenor Thomas Ströckens und der Trierer Bassist Michael Haag sangen zuverlässig, waren in diesem Werk aber eher unterfordert, im Gegensatz zur Sopranistin Julia Borchert und zur Mezzosopranistin Judit Németh. An ihr faszinierte nicht nur ihr Klangvolumen, sondern auch ihre Fähigkeit, sich in gewissen Passagen zurückzuhalten, um nicht alle anderen zu übersingen. Gesangssolisten hinterlassen starken Eindruck

Einen mindestens ebenso starken Eindruck hinterließ Julia Borchert, vor allem im Kyrie und in der musikalischen Wiederholung, dem abrundenden Agnus Dei. Ihr engelsgleicher, strahlender Sopran ist von einer Virtuosität, etwa bei weiten Sprüngen in eine höhere Stimmlage, die nie nur Selbstzweck ist, sondern sich immer der künstlerischen Gestaltung unterordnet. Es gab in der Aufführung Stellen, an denen das Tempo etwas schleppte, leider vor allem im herrlichen Sopransolo des "Et incarnatus est" aus dem Credo. Und dem Orchester hätten hier und da ein wenig mehr Aufmerksamkeit und Hinwendung des Dirigenten gut getan. Aber den überaus positiven Gesamteindruck konnte das alles nicht trüben.

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