Hommage an die Liebe

Eine einzigartige Sternstunde der Musik bescherten die Mosel Festwochen dem Publikum im ausverkauften Kloster Machern. Zu Gast war das Grammypreis gekrönte Ensemble Chanticleer aus den USA. Das Konzert wurde vom Trierischen Volksfreund präsentiert.

Bernkastel-Wehlen. "Als ich heute Nachmittag die Proben zum jetzigen Konzert hörte, musste ich überlegen, welches der vergangenen über 1000 Konzerte wohl besser gewesen sein dürfte. Zum Erwerb ihrer Eintrittskarte kann ich ihnen nur gratulieren." Mit diesen Worten begrüßte Hermann Lewen, Intendant der Mosel Festwochen das Publikum im ausverkauften Festsaal von Kloster Machern. Klappern gehört zum Handwerk und Übertreibungen ob der Qualität der zu erwartenden Künstler sind bei einem Veranstalter statthaft. Was aber das Publikum mit dem Vocalensemble Chanticleer erleben durfte, darf man ohne jede Übertreibung als eine Sternstunde des Moselfestivals bezeichnen. Ein Dutzend überwiegend junger Männer, die einen Chorsound auf die Bühne zauberten, wie man ihn nur absolut selten erleben kann. Alle Stimmen, vom Sopran bis zum Bass, paritätisch besetzt mit einem Programm, das es in sich hatte. Worum ging es an diesem Abend? Mittelpunkt war ein Thema, das so alt ist wie die Menschheit, das alle Generationen immer wieder beschäftigt. Die Liebe, sei es die zu Gott oder die zu einem anderen Menschen. Der Abend war eine Hommage an das glückbringende und manchmal auch schmerzende, an das erfüllende oder auch einsam machende Gefühl, dem sich niemand entziehen kann. Neben Volksliedern aus Schottland, England und Korea, mit denen Chanticleer den Abend beschloss, hatten sich die Sänger Literatur ausgesucht - angefangen bei der Gregorianik über Giovanni da Palestrina und Carlo Gesualdo bis hin zu Olivier Messiaen und Karlheinz Stockhausen. All die Stimmungen und Empfindungen, die die Liebe für den Menschen parat hält, konnte man in diesem Konzert wiederfinden. Ob in einer raumgreifenden, klanggewaltigen Form wie bei Gesualdos "Ardita zanzaretta" oder eher zart und dezent, wie bei Francis Poulencs "Belle et ressemblante". Was die zwölf Stimmkünstler aus San Francisco präsentierten, war schlicht und ergreifend rund und perfekt. Selten hat man erleben können, das eine Komposition wie "Village Wedding" von John Tavener, dem vielleicht beeindruckendsten Werk des Abends, so in einem Nichts endet, dass die Musik, auch als sich schon verklungen war, noch immer im Raum stand. Das es trotz der Hitze, die im Festsaal herrschte, am Ende minutenlange stehende Ovationen geben würde, war schon weit vor der Pause, als die ersten Bravorufe laut wurden, klar. Etliche Zugaben wurden dem Ensemble abverlangt und beim Autogramme verteilen das Versprechen, wieder zu kommen. Wann immer dies sein wird, man kann sich jetzt schon darauf freuen.

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