Humor ist, wenn man Orgel spielt

TRIER. Ein voller Erfolg wurde der "Besuch der alten Dame", dem Konzert für drei Orgeln im Trierer Dom. Ein Erfolg für die Ausführenden, für die eintausend Besucher und für die Restaurierungskasse der Welschnonnenkirche.

Eintausend Besucher bei einem Konzert, das ist schon etwas Besonderes und wird sonst nur bei internationalen Größen erreicht. Bei Orgelkonzerten aber ist das eine Traumzahl. Beim "Besuch der alten Dame" wurde dieser Traum erfüllt. In dem voll besetzten Trierer Dom wollten die Zuhörer erleben, ob sich die beiden Kathedralinstrumente mit der Welschnonnenorgel wohl vertragen würden. Es war ein Event, organisiert von Domorganist Josef Still gemeinsam mit seinen Kollegen, Domkapellmeister Stephan Rommelspacher und Ulrich Krupp. Mittels moderner Technik wurde durch einen Kilometer Kabel, Großbildleinwand und einer ordentlichen Anzahl Lautsprecher die betagte, nicht mehr ganz frische Dame aus der Flanderstrasse zu ihren Schwestern im Dom übertragen.Unterhaltung auf hohem Niveau

So ganz ernst konnte und sollte man die Veranstaltung freilich nicht nehmen. Es war ein reiner Unterhaltungsabend, dessen Erlös der Restaurierung der Stummorgel zufließen sollte. Die Protagonisten schafften es aber, dieses Spektakel auf ein Niveau zu heben, für das die Beschreibung "beachtlich" nicht mehr ausreicht. Die Literatur für die Vorträge, ob nun Georg Friedrich Händels Orgelkonzert Nr. 16 in F-Dur, Johann Sebastian Bachs berühmte Toccata und Fuge in d-Moll, BWV 565 oder die Festmusik aus Richard Wagners "Meistersinger" hatten die drei Musiker für ihre Bedürfnisse eingerichtet. Sie waren sich offensichtlich darüber im Klaren, dass Humor eine sehr ernste Angelegenheit ist. Still an der großen, Rommelspacher an der Chororgel des Domes sowie Krupp in der Flanderstraße ließen in ihren Ausführungen von daher auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie bei allem Spaß, den sie selber hatten, ernsthafte Meister ihres Fachs sind. So wurden die Zuhörer Zeugen von "Unterhaltungen" dreier Instrumente, die erstaunlich gut miteinander harmonierten. Da gab es Echowirkungen, die man in dieser Form sonst nie erleben kann, da mischten sich Klangfarben, deren Charaktere sich trotz des Altersunterschiedes der Orgeln gut kombinieren ließen. Verbunden wurden die Vorträge durch überaus geist- und humorvolle Kommentare von Wolfgang Müller, Leiter des Angela-Merici-Gymnasiums. Man kann sich sicher sein, dass bestimmt auch Gott im Verlauf des Abends seinen Spaß hatte. Sicherlich ist er auch gespannt, ob die alte Dame aus der Flanderstraße - wenn sie aus der Sommerfrische zurückkommt (sprich: der Renovierung) - noch einmal im Dom vorbeischauen wird. Schön wärs.

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